Die DDR - eine ferne fremde Welt
Fotoausstellung
Es gibt mittlerweile eine Generation, die mit dem Begriff Mauer nicht mehr viel verbindet. Die Vorstellung, dass Deutschland geteilt war, ist ihr unendlich fern. Dass die Mauer fiel, jährt sich am 9. November tatsächlich schon zum 25. Mal. Ein Ereignis der Geschichte, dessen Bilder denen, die dabei waren – ob live am Brandenburger Tor oder vor dem Fernsehgerät – noch heute Tränen in die Augen treiben.

So sah es 1989 in Ost-Berlin noch aus. Fotograf Harald Hauswald hielt die Szene fest.
Die Ausstellung „Ferner Osten – Die letzten Jahre der DDR“ im Hitze-Haus zeigt eine große Auswahl an Fotografien des 60-jährigen Radebeulers, dessen Bilder in mehr als 250 Einzelausstellungen weltweit zu sehen waren – und nun erstmals in Münster gezeigt werden. Hauswald wurde zu einem der Fotografen, die in den letzten Jahren der DDR westliche Medien, darunter GEO, Die Zeit und Stern, „illegal“ mit Bildern versorgten. Ein kritischer Report über die Jugend in der DDR, der 1983 im Hamburger Rowohlt Verlag erschien, machte ihn zum Zielobjekt der Stasi. 35 Inoffizielle Mitarbeiter bespitzelten ihn, er wurde drangsaliert. Seine Kontakte zu Westmedien schienen ihm allerdings zu helfen, schreibt Mathias Bertram im Vorwort des wunderbaren Bildbandes „Vor Zeiten. Alltag im Osten“ (29,90 Euro): Als er eines Morgens verhaftet wurde, meldete es der Westen am Nachmittag. Am Abend war Hauswald wieder frei.
Die Fotografien, anfangs schwarz-weiß, später in Farbe, zeigen Menschen, Straßen, Plätze, Kneipen. Sie wirken wie aus einer fernen, fremden Welt. Eine raue, ungeschönte Sicht auf den Alltag, auf ein Stück DDR-Lebenswirklichkeit, fern von kommunistischen Feiertagsreden. Berühmt geworden ist das Foto von Fahnenträgern am Alexanderplatz, die vor einem Unwetter fliehen. Die „Flucht“ bekam hier eine doppelbödige Bedeutung – es war das Jahr 1987. Unter der Oberfläche in der DDR brodelt es schon. Sabine Müller