"Die Csárdásfürstin" als Gesellschaftsgeplänkel insziniert

Musiktheater Gelsenkirchen

Diese Operette begründete den Weltruhm des ungarischen Komponisten Emmerich Kálmán (1882-1953): Begonnen 1913, aber beim Ausbruch des Weltkriegs unterbrochen, erst 1915 beendet und in Wien uraufgeführt, spiegelte "Die Csárdásfürstin" die Wirren der Zeit und überstieg damit den gängigen Wiener Operettenstil.

GELSENKIRCHEN

, 21.12.2014, 12:43 Uhr / Lesedauer: 1 min
Petra Schmidt als Csárdásfürstin in der Inszenierung im Musiktheater im Revier.

Petra Schmidt als Csárdásfürstin in der Inszenierung im Musiktheater im Revier.

Termine: 28./31.12., 4./24./ 29.1., 7./8./20./28.2., Karten: (0209) 4 09 72 00.

Dazwischen spielt sich im Mittelakt ein Liebesdurcheinander zwischen Adligen und Nichtadligen ab, das am Ende überraschend ad absurdum geführt wird. Im Mittelpunkt geht es um die Varietésängerin Sylvia Varescu, spöttisch genannt die „Scárdásfürstin“ (Petra Schmidt), „fürstlich“ begehrt, aber als Geliebte nicht gesellschaftsfähig. Die Musik aus der Sicht Hilsdorfs neu zu hören, ist das eigentliche Ereignis: Die Walzer- und Scárdás-Seligkeit wird unterwandert durch schwermütige Mollklänge und die Neue Philharmonie Westfalen, geleitet vom ungarischen Dirigenten Svetoslav Borisov, trifft diese Ambivalenzen genau. Die kongeniale Idee der Produktion aber ist die: Hilsdorf hat Gelsenkirchens ehemaligen Ballettchef Bernd Schindowski gebeten, mit ihm die ganze Aufführung tänzerisch durchzugestalten. Und Schindowski choreografiert nicht nur die bunt gestylte Varietétruppe und die Chorszenen, sondern das gesamte Solisten-Ensemble erscheint, weil auch ständig tanzend, gleichzeitig inszeniert wie auch choreografiert. Eine Doppelgestaltung, welche das Stück übers Operettenmilieu hinaushebt. Hinzu kommt, dass das große Ensemble diesen Ideenschub mitträgt. Die Premiere war ausverkauft und der Jubel einhellig, ja unbeschreiblich, er wird sich wiederholen. Das Fazit lautet daher: Wer hätte zuvor gedacht, dass eine hundert Jahre alte Operette, quasi ein Oldtimer, eine so neu durchdachte und nachhaltig wirkende Entdeckung werden könnte.

Termine: 28./31.12., 4./24./ 29.1., 7./8./20./28.2., Karten: (0209) 4 09 72 00.

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