Dialoge der Karmeliterinnen über Angst und Mut

Musiktheater im Revier

Poulencs Oper feierte in Gelsenkirchen Premiere. Das Publikum war erschüttert.

von Heinz-Albert Heindrichs, Karlheinz Bohnmann

Gelsenkirchen

, 29.01.2018, 13:32 Uhr / Lesedauer: 2 min
Mère Marie (Almuth Herbst) und die alte Priorin (Noriko Ogawa-Yatake). Foto: Foster

Mère Marie (Almuth Herbst) und die alte Priorin (Noriko Ogawa-Yatake). Foto: Foster

Francis Poulenc, der Komponist geistreicher Kammermusik, erlebte einen radikalen Umbruch, als plötzlich seine besten Freunde starben. Seitdem ist seine Musik geprägt von tiefer Religiosität.

Eine der wichtigsten Opern des 20. Jahrhunderts

So entstand Anfang der 50er-Jahre die Oper „Dialoge der Karmeliterinnen“, die zu den wichtigsten Opern des 20. Jahrhunderts gehört. Sie handelt von den 16 Nonnen des Pariser Karmel-Klosters, die am 17. Juli 1794 als Feinde des Volkes durch die Guillotine hingerichtet wurden. Am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen hat das Werk nun Premiere gefeiert.

Im Mittelpunkt steht Blanche, bezaubernd gesungen und gespielt von Bele Kumberger, die zunächst flieht, aber dann doch als letzte den anderen in den Tod folgt. Inszeniert und die Bühne gestaltet hat Ben Baur – ein Glücksfall: Er nimmt den Titel „Gespräche der Karmeliterinnen“ ernst, es geht ihm um die Gestaltung der Gespräche, und man begreift, dass es auch Poulenc nicht um die Dramatik der Szene ging, sondern um einen Dialog über Angst und Mut, über Glauben und Zweifeln.

Eindringliche Passionsmusik



Man erlebt eine Passionsmusik und nicht eine Kriminalgeschichte, es entsteht ein bewundernswerter Zusammenhang zwischen dem, was im Orchestergraben und auf der Bühne geschieht. Und Generalmusikdirektor Rasmus Baumann und die Musiker treffen genau Baurs Inszenierungsidee.

Poulencs Oper verlangt eine große Besetzung von Solisten- und Chorstimmen, ist aber vor allem eine Musik der Frauenrollen: Überragend ist die Szene der sterbenden alten Priorin, die Noriko Ogawa erschütternd gestaltet. Dass Gelsenkirchens Musiktheater eine qualitative Schar an Sängerinnen aufzuweisen hat, fällt bei dieser Oper besonders auf: Petra Schmidt, Almuth Herbst, Dongmin Lee, Silvia Oelschläger. Diese Inszenierung bleibt in Erinnerung.

Termine: 4./10./22.2., 4./ 9./23.3., 29.4.; Karten: Tel. (0209) 4097200.