Deutsche Industrie warnt vor Abspaltung Kataloniens
Vom spanischen Staat
Die Eskalation in Katalonien sorgt auch die deutschen Unternehmen zunehmend. Diese sind größtenteils in dieser wichtigen Region tätig, auf die ein großer Teil der spanischen Wirtschaftsleistung sowie des Außenhandels mit der Euro-Zone entfällt.

Befürworter des katalanischen Unabhängigkeitsreferendums versammeln sich am 02.10.2017 in Girona (Spanien) zu einer Kundgebung vor dem Rathaus. Die katalanische Regionalregierung hatte die Polizeigewalt während des Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien verurteilt und nach einer Kabinettssitzung zur Beratung des weiteren Vorgehens der Regionalregierung den Abzug aller staatlicher Polizeieinheiten aus Katalonien gefordert. (zu dpa «Puigdemont: Ergebnis der Katalonien-Abstimmung ist verbindlich» vom 02.10.2017) Foto: Francisco Seco/AP/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die deutsche Wirtschaft hat vor einer Abspaltung Kataloniens von Spanien gewarnt und beide Seiten zum Dialog aufgefordert. „Die politische Instabilität gefährdet unmittelbar die wirtschaftliche Entwicklung“, warnte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Montag in Berlin. Nach Angaben der Spitzenverbände ist Katalonien eine hoch industrialisierte Region, in der etwa die Hälfte der weit mehr als 1 000 Firmen mit deutscher Beteiligung in Spanien angesiedelt sei.
„Ein Bruch der Region mit dem spanischen Staat würde für beide Seiten tiefe Einschnitte bedeuten und zu Verunsicherungen in der stark exportorientierten Wirtschaft führen“, warnte der BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Nötig sei ein respektvoller Umgang miteinander. „Nur ein ernstzunehmender Dialog zwischen der Zentral- und der Regionalregierung über die Zukunft Kataloniens kann die Lage befrieden“, sagte Lang. Die Industrie schaue mit Sorge auf die heftiger werdenden Auseinandersetzungen in Spanien.
Katalonien führende Wirtschaftsregion
DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier verwies darauf, dass sich Spanien gerade von einer tiefen Wirtschafts- und Strukturkrise erhole. Katalonien sei Spaniens führende Wirtschaftsregion. „Die im Raum stehende Ungewissheit, ob Katalonien weiter zu Spanien und damit auch zur Europäischen Union gehören wird, verunsichert deutsche Unternehmen“, sagte Treier.
Auf die jüngste Eskalation würden Unternehmen verstärkt mit Investitionszurückhaltung reagieren: „Bei einer Abspaltung droht große Rechtsunsicherheit.“ Die katalanische Regionalregierung in Barcelona hatte sich dem Verbot widersetzt und am Sonntag gegen den Willen der Zentralregierung ein Referendum über die Abspaltung der Region von Spanien abgehalten.
Hunderte Verletzte
Von Madrid entsandte Polizeieinheiten hatten teils hart durchgegriffen und versucht, Wähler am Zugang zu den Wahlurnen zu hindern. Dabei wurden nach katalanischen Behördenangaben Hunderte Menschen verletzt.
Katalonien erwirtschaftet laut dem DIHK mit einem Bevölkerungsanteil von 16 Prozent ein Fünftel der spanischen Wirtschaftsleistung. Nach Angaben des BDI gibt es in Spanien rund 1600 Unternehmen mit deutscher Beteiligung. Der DIHK spricht von 1300 deutschen Unternehmen, von denen etwa 40 Prozent in Katalonien tätig seien.
Von dpa