Deutsche bei Anschlag auf Champs-Élysées verletzt
Schüsse in Paris
Kurz vor der Präsidentenwahl hat ein Terrorverdächtiger mitten in Paris einen Polizisten getötet und zwei weitere Beamte verletzt. Auch eine Deutsche wurde zufällig verletzt. Das teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Freitag in Berlin mit. Die Polizei erschoss den Angreifer.

Anschlag an einem beliebten Touristenziel. Ein Polizist sichert den Bereich am Arc de Triomphe in Paris.
Das Wichtigste in Kürze:
- Gegen 21 Uhr schoss am Donnerstagabend an der Pariser Einkaufsmeile Champs-Élysées auf einen Mannschaftswagen der Polizei, ein Polizist wurde dabei getötet, zwei weitere verletzt. Die Polizei erschoss den Angreifer.
- Der sogenannte Islamische Staat beanspruchte den Anschlag für sich.
- Das französische Innenministerium geht aktuell von einem Einzeltäter aus.
- Der französische Sicherheitsrat tagt am Morgen.
- Es gibt Berichte, wonach der mutmaßliche Täter bereits verurteilt wurde.
Der nach Medienberichten 39-jährige mutmaßliche Täter schoss am Donnerstagabend gegen 21.00 Uhr auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées mit einer automatischen Waffe auf einen geparkten Mannschaftswagen der Polizei. und tötete dabei Der Tatort wurde danach weiträumig abgesperrt. Die kilometerlange Straße ist üblicherweise ein Touristenmagnet, dort gibt es viele Geschäfte und Hotels. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Attacke für sich.
Nach Anschlag auf Polizisten in #Paris kondoliert Kanzlerin #Merkel Präs. @fhollande: Mein Mitgefühl gilt den Opfern + ihren Familien. (BPA)
— Steffen Seibert (@RegSprecher)
Kanzlerin Angela Merkel kondolierte Hollande, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter mit. Ihr Mitgefühl gelte den Opfern und ihren Familien. Auch US-Präsident Donald Trump sprach Frankreich sein Beileid aus. Hollande sagte, es spreche einiges für einen Terrorakt. „Wir sind überzeugt, dass die Spuren (...) terroristischer Art sind.“ Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.
Bei dem Angreifer handele es sich um einen Kämpfer des IS, berichtete das IS-Sprachrohr Amak und benannte den Mann als Abu Jussuf al-Beldschiki („Der Belgier“). Bei ähnlichen Verlautbarungen wurden die Angreifer häufig „Soldaten“ der Terrormiliz genannt. Die Nachricht konnte zunächst nicht unabhängig auf ihre Echtheit überprüft werden. Sie wurde aber über die Kanäle verbreitet, über die der IS in der Vergangenheit auch ähnliche Anschläge für sich beansprucht hat - etwa nach den Attacken in Ägypten oder London.
Offenbar nur ein Angreifer
Präsident François Hollande hat am Morgen das französische Sicherheitskabinett versammelt. Auf Fotos war zu sehen, dass an dem Treffen unter anderem Premierminister Bernard Cazeneuve und Innenminister Matthias Fekl teilnahmen. Auch Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian, Außenminister Jean-Marc Ayrault und Justizminister Jean-Jacques Urvoas saßen mit am Tisch.
Der Angriff überschattet den französischen Präsidentschaftswahlkampf. Die Franzosen stimmen am Sonntag über ihren neuen Staatschef ab. Hollande hatte bereits in der Nacht „absolute Wachsamkeit“ für die Wahl zugesagt. „Wir werden absolute Wachsamkeit zeigen, insbesondere im Hinblick auf den Wahlprozess“, sagte er.
Wohl ein Einzeltäter
Der Sprecher des Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet, sagte, nach ersten Erkenntnissen habe es nur einen Angreifer gegeben. Man könne aber nicht ausschließen, dass es einen oder mehrere Komplizen gebe. „Das ist natürlich ein Drama für die Polizei, ein Drama für unser Land.“
Polizisten durchsuchten noch am Abend die Wohnung des getöteten Angreifers im Umland von Paris, wie es aus Ermittlerkreisen hieß. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf eine Quelle im Umfeld der Ermittlungen, dass es gegen den Mann bereits eine Untersuchung von Anti-Terror-Ermittlern gegeben habe: Er habe die Absicht erkennen lassen, Polizisten zu töten.
Entscheidende Wahl für Europa
Am Sonntag findet in Frankreich die erste Runde der Präsidentschaftswahl statt. Die Abstimmung soll von mehr als 50.000 Polizisten und Soldaten geschützt werden. Im Land gilt nach einer beispiellosen Terrorserie mit über 230 Toten immer noch der Ausnahmezustand. Mehrere Kandidaten sagten laut Medienberichten am Freitag geplante Auftritte ab.
Französische Sicherheitskräfte wurden bereits mehrfach attackiert. Im vergangenen Juni wurde ein Polizistenpaar im Umland von Paris ermordet. Vor einem Monat erschossen Soldaten am Pariser Flughafen Orly einen Mann, der sie zuvor angegriffen hatte.
Die französische Polizei hatte erst am Dienstag in Marseille zwei mutmaßliche Islamisten festgenommen, in deren Wohnung ein Waffenarsenal versteckt war. Laut Ermittlern drohte ein Anschlag unmittelbar vor der Wahl. Die Sicherheitsmaßnahmen für den Wahlkampf wurden verstärkt. Am Donnerstagabend traten die elf Kandidaten beim Fernsehsender France 2 nacheinander zu Kurzinterviews auf. Die entscheidende Stichwahl ist für den 7. Mai geplant.
von dpa