„Der Himmel wird warten“ klebt an äußerlichen Schauwerten
Im Kino
Verzweifelte Eltern in der Selbsthilfegruppe. Es geht um sie, mehr noch um ihre Kinder, die nach Syrien wollen oder schon weg sind. Wir sind in Frankreich, wo der sogenannte Islamische Staat auch Frauen für den heiligen Krieg ködert. Wie gelingt ihm das?

Sonia (Noémie Merlant) betet eifrig zu Allah und will unbedingt nach Syrien.Foto Neue Visionen
Verzweifelte Eltern in der Selbsthilfegruppe. Es geht um sie, mehr noch um ihre Kinder, die nach Syrien wollen oder schon weg sind. Wir sind in Frankreich, wo der sogenannte Islamische Staat auch Frauen für den heiligen Krieg ködert. Wie gelingt ihm das?
"Der Himmel wird warten" heißt der französische Spielfilm von Marie-Castille Mention-Schaar, der die Mechanismen einer Gehirnwäsche nachzeichnet. An zwei Beispielen, dem Fall von Sonia (Noémie Merlant) und dem von Mélanie (Naomie Amarger), beide Schülerinnen. Sonia muss sich regelmäßig bei der Polizei melden, weil sie Kontakt mit Islamisten hatte.
In die Abhängigkeit gelotst
Mélanie gerät gerade an einen Rattenfänger im Internet. "Bist Du gläubig?", fragt ein "Abu Hussein" im Chat. Er schmeichelt Mélanie, nennt sie seine schöne Perle, widmet ihr Zeit, wird ihr Vertrauter.
Er lotst sie in eine Abhängigkeit, die mit Forderungen einhergeht: Einen Schleier tragen und einen anderen ablegen - den, hinter dem die Medien des Westens die Realität verbergen. Es tobe Krieg gegen den Islam, Mélanie soll auf die Seite der Gerechten wechseln.
Das Leid der Eltern
Vor zwei Jahren mag das neu gewesen sein. Was die Regisseurin semidokumentarisch zeigt, kennt man aus TV-Reportagen, Zeitungen und vom Theater ("Undercover Dschihadistin", "Schwarze Jungfrauen"). Neben Fakten sollte ein Spielfilm aber das Innere seiner Figuren aufbrechen. Daran hapert es.
Der Film klebt an äußerlichen Schauwerten, eine (echte) Sozialarbeiterin erklärt, was die Mädchen durchmachen. Aufschlussreicher wird es nicht, so gut die Darsteller sind. "Der Himmel wird warten" bleibt gut gemeintes, didaktisches Präventionskino, das dem Leid der Eltern Raum gibt, oft aber in psychologischen Gemeinplätzen steckenbleibt.
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