
Auf seiner Reise reist Tom durch malerische Landschaften aber auch durch den von Industrie geprägten englischen Norden. © dpa
„Der Engländer“: Sentimentale Reise durch den britischen Norden
Neu im Kino
Ein alter Mann reist per Bus den Erinnerungen an seine gestorbene Frau und an seine gestorbene Tochter nach. Das sentimentale Roadmovie mit Timothy Spall schafft es Kitsch zu vermeiden.
Ein Rentner auf Reise. Per Bus will er von Schottland nach Cornwall ans Meer, nach Land‘s End. Es ist eine „sentimental journey“, eine Reise zur Erinnerung an Frau und Tochter, beide tot.
Timothy Spall als Thomas ist der Held dieses britischen Roadmovies um einen alten Kauz auf Pilgerfahrt. „The Last Bus“ trägt bei uns den Verleihtitel „Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr“, doch mit Komödien wie „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg...“ hat der Film von Gillies MacKinnon nicht viel gemein.
Keine Lachgeschichte
Lachfutter wird keines aufgetischt. Die Geschichte tendiert ins gefühlige Melodram, tappt aber nie in die Falle von Rührseligkeit und Kitsch. Der Alte schwelgt oft in Gedanken an früheres Glück, aber er lässt sich nicht gehen. Und nicht aufhalten. Mag der Schaffner ihn rauswerfen („Ihr Ticket gilt nur für Schottland“), Tom arbeitet sich nach Süden vor, Bus für Bus, Haltestelle um Haltestelle.
Er sieht verkniffen aus, hat aber ein Herz und geht milde mit seinen Zeitgenossen um. Es sei denn, ein Kerl pöbelt eine Muslima an. Da wird der Alte forsch: „Ich denke, Sie steigen hier aus!“ Herbschönes Hochland und weniger schönes Malocher-England rauschen am Busfenster vorbei, während die Inszenierung Toms Wesen in knappen beredsamen Szenen einfängt. Ein Mädchen weint sich wortlos an Toms Schulter aus, ein Bursche bekommt durch die Blume einen Rat fürs Leben.
Spall ist ein Charaktermime, der den Film im Alleingang schultert. Zwar bleibt die Story vorhersehbar, schönes Menschenkino wird es aber trotzdem.