Hier sind sie schon als gute Freunde unterwegs. Winnetou (Mika Ullritz) und Tom (Milo Haaf) spähen die Bande eines berüchtigten Galgenvogels aus. Der Film kommt ab Donnerstag ins Kino.

Hier sind sie schon als gute Freunde unterwegs. Winnetou (Mika Ullritz) und Tom (Milo Haaf) spähen die Bande eines berüchtigten Galgenvogels aus. Der Film kommt ab Donnerstag ins Kino. © marc reimann

Winnetou als Teenie: Zwei Freunde auf Büffelsuche

rnNeu im Kino

„Der junge Häuptling Winnetou“ schreibt Karl May fort und ist so kinderlieb, dass er kaum als Wildwest-Chronik durchgeht. Dafür als Freundschafts-Ballade. Der Film startet am 11. August.

von Kai-Uwe Brinkmann

Dortmund

, 08.08.2022, 14:29 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nach den Filmen mit Pierre Brice und Lex Barker muss das Feld der Winnetou-Filme als abgegrast gelten, aber Produzenten und Autoren sind erfinderisch. Was wissen wir über den jungen Winnetou? Gar nichts. Und eben darin liegt die Chance, im Kino ab Donnerstag (11. August) etwas Neues, Unverbrauchtes zu erzählen über den Lieblingsindianer der Deutschen.

Schon der große Fantast Karl May hat ja alles erfunden, den Häuptling und ein Bild vom Wilden Westen. Da wird man wohl auch eine Geschichte um Klein Winnetou anstricken dürfen, wie Mike Marzuk (Regie, Drehbuch) und seine Co-Autorin Gesa Scheibner es tun.

Ein zwölfjähriger Häuptling

Ihr Film „Der junge Häuptling Winnetou“ setzt ein, als der Held (Mika Ullritz) zwölf Jahre alt ist. Noch ist Winnetou bloß ein Häuptlingssohn. Er will sich auszeichnen vor seinem Vater Intschu-tschuna (Mehmet Kurtulus), gerade jetzt, wo die Büffel verschwunden sind und Hunger droht. Als er im Lager einen Pferdedieb stellt (Milo Haaf als Tom Silver), bemerkt er den Brand im Vorratszelt zu spät. Die Vorrat sind futsch. „Du bist weit davon entfernt, Verantwortung zu übernehmen“, so der Vater.

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Als der junge Apache den gleichaltrigen Pferdedieb Tom ins Gebet nimmt, ergibt sich die Chance, allen zu zeigen, was in ihm steckt. Tom will in der Stadt gehört haben, wie Kerle über die Büffel sprachen.

Auf nach Rio Santo! Tom und Winnetou tun sich zusammen und büxen heimlich aus. Was Tom erst später gesteht: Er gehört zur Bande des berüchtigten Galgenvogels Todd Crow, der unbedingt will, dass die Apachen keine Büffel finden und ihr Land verlassen.

Für die „amerikanischen“ Landschaftsaufnahmen wurde der Film zu großen Teilen in Spanien gedreht.

Für die „amerikanischen“ Landschaftsaufnahmen wurde der Film zu großen Teilen in Spanien gedreht. © marc reimann

Die Jungs, bald beste Freunde, werden das Rätsel um die Büffel lösen. Der Weg dorthin ist gefährlich, es sind Gefahren in Kinderdosierung. Niemand kommt zu Tode in diesem Film. Schurke Todd Crow (schön chargierend: Anatole Taubman) sieht im Dress nach Jack Sparrow aus, irrlichtert wie Johnny Depp, bleibt aber mit seiner Bande ähnlich harmlos wie der Räuber Hotzenplotz.

Gedreht in Spanien

Auch die Spannungspassagen sind nie weit entfernt vom Tonfall eines leichten Schwanks. Indianer reden gern klischeehaft weise, gesetzt und bildreich („Urteile nicht über andere, ohne Dein Herz befragt zu haben“), Dialoge zwischen den Jungs klingen manchmal aufgesetzt modern. Der weiße Mann wird von der Gier nach Gold getrieben, was ihn zu üblen Tricks greifen lässt, auch so ein Stereotyp.

Für Authentischeres aus dem alten Amerika muss man die Tom Sawyer-Filme nach Mark Twain vorziehen, dieser „Winnetou“ kommt halt aus der Retorte wie damals unsere Karl May-Hochglanzwestern.

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Gedreht wurde er allerdings in Spanien, wo schon Sergio Leone tolle „Amerika“-Szenarien fand. In den Landschaftsbildern (auch in Ausstattung, Kostüm und seiner Westernstadt) atmet der Film dann doch glaubhaftes Wildwestflair. Am Ende stellt sich aber die Frage, ob Winnetou bei der angepeilten Zielgruppe wirklich noch eine Marke ist? Freigegeben ist der Film jedenfalls ab 6.

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