Den Entschluss muss Astrid allein fällen
"24 Wochen" im Kino
Astrid (Julia Jentsch) und Markus (Bjarne Mädel) freuen sich auf ihr zweites Kind. Dann der Schock. Untersuchungen zeigen, dass das Ungeborene am Down-Syndrom leidet. Die Eltern weihen Freunde und Verwandte ein, sie wollen das Kind nach wie vor.

Die Diagnose trifft Astrid (Julia Jentsch) völlig unvorbereitet. Foto Clausz/Neue Visionen
Wochen später die zweite Hiobsbotschaft. Das Baby hat einen Herzfehler. Was nun? Abtreibung oder eine Risikogeburt, die weitere Operationen am Säugling nach sich zieht? Astrid leidet, Markus leidet, das Paar steckt in einer entsetzlichen Zwickmühle.
Eindringliches Melodram
"24 Wochen" ist ein Melodram von seltener Eindringlichkeit und Wahrhaftigkeit. Ein Problemstoff, der den Kinogänger auf eine schmerzliche Reise mitnimmt, ihn mit Fragen nach Ethik, Moral, Verantwortung konfrontiert. Es geht unter die Haut, es ist zum Heulen, es nimmt einen mit, wie Astrid um eine Entscheidung ringt.
Ein mutiger Film, dagegen ist alles andere nur Plastik und Blabla. Regisseurin Anne Zohra Berrached, die mit Carl Gerber das Drehbuch schrieb, fällt kein Urteil, es bleibt uns überlassen, Astrid zu loben oder zu verdammen. Was würden wir an ihrer Stelle tun? Das beschert dem Film einen emotionalen Nachhall, der lange spürbar ist.
Intime Nähe zu Figuren
Kamera und Inszenierung stellen intime Nähe zu den Figuren her, in den Dialogen findet sich kein falscher Ton. Julia Jentsch spielt einfach bravourös, Bjarne Mädel agiert auf Augenhöhe. Wenn man hört, dass Astrid eine bekannte Kabarettistin ist (und Markus ihr Manager), wittert man Kintopp, ein Irrtum: Das Berufsmilieu der Comedians, mit Gerburg Jahnke, Dieter Nuhr, Abdelkarim ist gut getroffen. Als öffentliche Person steht Astrid unter Beobachtung, das erhöht den Druck auf die Eltern in spe. Was immer die Presse schreibt, ihren Entschluss muss Astrid alleine fällen. "24 Wochen" beleuchtet auch das Feld der Pränataldiagnostik. Echte Ärzte treten auf - in einem beklemmend intensiven Film.