Lindner fordert Aus für Strom aus Gas – Debatte um Atomkraft-Weiterbetrieb
Gaskrise
Damit es nicht noch zu einer Stromkrise kommt fordert Lindner das Aus für Strom aus Gas und den Weiterbetrieb von Atomkraft. Auch der Gesamtmetall-Präsident sieht eine verlängerte AKW-Laufzeit für unumgänglich.
Bundesfinanzminister Christian Lindner fordert einen Stopp der Stromproduktion mit Hilfe von Gas. „Wir müssen daran arbeiten, dass zur Gaskrise nicht eine Stromkrise kommt“, sagte der FDP-Vorsitzende der „Bild am Sonntag“. „Deshalb darf mit Gas nicht länger Strom produziert werden, wie das immer noch passiert.“
In Richtung des Bundeswirtschaftsministers sagte Lindner: „Robert Habeck hätte die gesetzliche Ermächtigung, das zu unterbinden.“ Er fügte hinzu: „Vieles spricht dafür, die sicheren und klimafreundlichen Kernkraftwerke nicht abzuschalten, sondern nötigenfalls bis 2024 zu nutzen.“
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, hat sich ebenfalls für einen Weiterbetrieb der drei in Deutschland noch laufenden Atomkraftwerke und eine Debatte über den Bau neuer Reaktoren ausgesprochen. „Ich halte eine längere Laufzeit der Atomkraftwerke für absolut notwendig“, sagte Wolf den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). Eine verlängerte Laufzeit der drei noch im Betrieb befindlichen Atomkraftwerke könne die Verstromung von Gas deutlich reduzieren und dazu beitragen, die Stromversorgung zu sichern, wenn wirklich kein Gas mehr zu Verfügung stehe.
Neue Atomkraftwerke
„Wir müssen aber auch eine Debatte über den Bau von neuen Atomkraftwerken führen“, sagte Wolf weiter. „Weltweit werden derzeit 50 neue Atomkraftwerke gebaut, die Technik hat sich weiterentwickelt. Die EU hat die Atomenergie gerade erst als grüne Energie gekennzeichnet.“ Zwar müsse der Fokus auf erneuerbaren Energien liegen, diese würden aber nicht ausreichen, um den Gesamtstrombedarf in Deutschland in Zukunft abzudecken.
Aktuell sind noch drei Atomkraftwerke in Deutschland am Netz: Emsland in Niedersachsen, Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg. Sie sollen laut Gesetzeslage aber Ende 2022 abgeschaltet werden. Diskutiert wird unter anderem, sie in einem sogenannten Streckbetrieb einige Monate länger laufen zu lassen.
Investitionen in bestimmte Gas- und Atomkraftwerke können in der EU ab Januar 2023 als klimafreundlich eingestuft werden. Das EU-Parlament hatte Anfang Juli gebilligt, Atomkraft und Gas unter Auflagen in die sogenannte Taxonomie aufzunehmen.
dpa