Das Dortmunder Orchester malte mit Klängen
Philharmonisches Konzert
Die Dortmunder Philharmoniker sind zurzeit richtig schön im Aufwind: In den Philharmonischen Konzerten im Konzerthaus Dortmund haben sie dienstags rund 1300 Besucher, und die Qualität des Orchesters ist so gut wie lange nicht mehr. Auch im sechsten Saisonkonzert, in dem sie eindrucksvoll "Klang-Gemälde" zeichneten.

Bernd Glemser begeisterte das Publikum in Dortmund.
Dass die Werke von Liszt und Mussorgsky auf den Punkt genau aufgebaut und toll gespielt waren, lag wohl auch an der guten Arbeit von Charles Olivieri-Munroe. Der 47-jährige Kanadier, Chef der Philharmonie Südwestfalen, ist ein charismatischer Dirigent, der Effekte sehr genau vorbereitet, Spannung aufbaut und Kontraste wirkungsvoll zum Klingen bringt.
Großer Spannungsbogen
Schon Liszts "Les Préludes" (ein Werk, das für die älteren Zuhörer als akustisches Signal für Wehrmachtsmeldungen im Zweiten Weltkrieg vorbelastet ist) hatte einen großen, packenden Spannungsbogen. Und Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" am Schluss waren ein großer Bilderbogen mit rotem Promenaden-Flanierfaden, der direkt vor das große Tor von Kiew führte. Im Blechbläserglanz strahlte das Tor; zuvor hatten die vorzüglichen Holzbläser präzise eine kreischende Menge auf dem Marktplatz von Limoges illustriert, den Gnom in den Bässen tanzen lassen und die Morbidität eines alten Schlosses in ein Klanggemälde übersetzt.
Ballett der Küken
Ein "Ballett der Küken in ihren Eierschalen", wie Mussorgsky es vertont hat, gibt es auch im Finale von Liszts zweitem Klavierkonzert. Bernd Glemser, ein Spezialist fürs Virtuose, spielte das technisch vertrackte Werk mit überragender, virtuoser Gelassenheit und Souveränität. Und er zeigte im rasanten Galopp über die Tasten auch eine sensible, sehr poetische Seite. Die Philharmoniker waren ihm ein echter Partner auf Augenhöhe - nicht nur Franziska Batzdorf mit ihrem wunderschönen Cellosolo.