"Da ist in deinem Kopf Feuerwerk"

Jauch-Millionär Leon Windscheid

Die Stimme ist etwas rau von Leon Windscheid. Kein Wunder, den ganzen Tag über hängt er am Telefon, beantwortet Presseanfragen und nimmt Gratulationen entgegen - zum Geburtstag und zum Millionengewinn. In der Jauch-Sendung „Wer wird Millionär“ räumte der 27-jährige Münsteraner eine Million Euro ab - und ging erst einmal zu McDonald´s.

Münster/Köln

, 08.12.2015, 17:25 Uhr / Lesedauer: 4 min

So viele Gratulanten wie am Dienstag hattest du bestimmt noch nie zu deinem Geburtstag, oder?  Leon Windscheid: Mir haben heute tatsächlich viele gratuliert. Zum Gewinn, aber auch viele einfach zum Geburtstag.

Wie bist du überhaupt in die Sendung gekommen? Ein Freund von mir war mal bei „Wer wird Millionär“, seither schwebte das irgendwie im Raum. Irgendwann haben wir mal versucht, ein Partyboot zu mieten, aber es gab keines. Deswegen wollten wir selbst ein Boot kaufen und dafür brauchten wir Geld. Der einfachste Weg war es, das beim Günther zu holen.

Der Weg zur Million ist lang. 15 Fragen lang um genau zu sein. Hast du dich auf die Sendung vorbereitet? Ja, drei Monate lang habe ich echt gelernt. Ich habe alles Mögliche gelesen, Atlanten, unnützes Wissen. Ich habe sogar alle Duden gelesen. Das ist mir aber nicht schwer gefallen, ich interessiere mich ohnehin für viele Dinge, von Politik über Wirtschaft bis hin zur Kunst. Richtig etwas abverlangt hat mir das Themenfeld Stars und Sternchen, da musste ich mich in den ganzen Klatschblättern ganz neu einlesen. Außerdem habe ich mit Psychotricks gearbeitet; in Boxershorts vor meinen Freunden Fragen beantwortet und so weiter. Ich weiß, das klingt verrückt. Aber ich wollte richtig gut vorbereitet sein.

Was ging dir in der Zeit zwischen der 500.000-Euro- und der Millionenfrage durch den Kopf? Da war ja etwas Zeit dazwischen, der Zuschauer musste sogar bis zur nächsten Sendung warten.  Ich habe mich auch auf die Millionenfrage noch einmal sehr genau vorbereitet, viel gelesen und so weiter. Aber man hat gar keine Vorstellung davon, wie anstrengend das ist, auf diesem Stuhl zu sitzen. Unser Gehirn ist so ein komplexes Organ und verbraucht so viel Energie, das ist echt wie Sport treiben.

Was hast du dir gedacht, als du die Millionenfrage gesehen hast? Erst einmal habe ich mich gefreut, dass es mit Logik und räumlichen Vorstellungsvermögen zu tun hat und irgendwie ja auch mit Mut. Das sind alles Sachen, die mir eher liegen, als vieles andere. Die Frage nach der dritten Königin von Schweden hätte mich vor größere Probleme gestellt. Aber diese Millionenfrage, das ist ein ganz einzigartiger Moment. Als sie da war, habe ich mir gedacht: Der Herausforderung stelle ich mich jetzt und ziehe das mit allen Konsequenzen durch.

Hattest du die ganze Zeit vor Augen, was da auf dem Spiel steht?   Ja, das war auch der Grund, warum das so lange gedauert hat. Ich habe mir die ganze Zeit gedacht: Okay, Leon, du kannst jetzt hier 499.500 Euro auf einen Schlag verlieren. Oder du kannst eine Million Euro gewinnen. Deswegen habe ich drei-, viermal nachgerechnet. Aber ich habe die ganze Zeit gedacht: Das muss 26 sein.

War die Frage zu leicht? Als ich das noch mal im Fernsehen gesehen habe, habe ich mir auch gedacht: Mensch, was hast du denn so lange gebraucht. Aber da auf dem Stuhl im Studio zu sitzen, 200 Leute im Publikum, überall Kameras und Günther Jauch vor dir, das ist etwas ganz Anderes. Es ist unglaublich aufregend. Da ist in deinem Kopf Feuerwerk.

Was hast du nach der Sendung direkt gemacht?  Ich bin einfach zu McDonald´s gefahren, zusammen mit meinen Eltern und meiner Freundin. Ich war platt und hatte Hunger. Ich wollte einfach nur ein paar labbrige Pommes und einen Burger.

Hast du die Rechnung bezahlt? (lacht) Ja, klar.  

Die Sendung wurde ja aufgezeichnet. Da bist du Millionär geworden und durftest es noch nicht einmal erzählen. Wie lange musstest du dichthalten? Mehrere Wochen. Und das war ganz schön schwierig. Natürlich haben mich meine Freunde immer wieder versucht auszutricksen. Mein Mitbewohner meinte zum Beispiel: Hey, da war Lametta in der Dusche. Ist das aus dem Studio? Hattest du das vielleicht noch im Haar gehabt? Gerade nach der Sendung, die mit der 500.000-Euro-Frage aufhörte, war die Neugier groß. Aber ich habe nichts verraten…

Wie viele neue Facebook-Freunde hast du seit Montagabend? Ich bin bei Facebook nicht mit Klarnamen, deswegen findet man nicht da nicht so leicht. Natürlich kamen auch ein paar Nachrichten von Fremden, aber bisher war die Reaktion durchweg positiv.

Hast du eine Strategie, wie du auf die ganzen Anfragen, was du mit deinem Geld anfangen sollst, reagieren wirst? Ich gehe da mit offenem Visier heran. Das ist vielleicht ein bisschen naiv, aber bisher bin ich damit ganz gut gefahren. Wenn man freundlich ist, kommt auch etwas Freundliches zurück. Und genauso werde ich das auch jetzt handhaben.

Günther Jauch hat dir ja seinen Anzug geschenkt. Hast du ihn anprobiert? Das Jackett hatte ich ja schon in der Sendung anprobiert. Das war mir aber zu klein, deswegen habe ich es mit der Hose gar nicht erst probiert. Aber den Anzug werden wir nächstes Jahr auf unserem Boot bei einer Benefiz-Gala versteigern und das Geld der Flüchtlingshilfe spenden.

Wie hat Günther Jauch auf deinen Gewinn reagiert? Nach der Sendung haben wir noch lange in seiner Privatgarderobe gesessen und geredet. Ich hatte das Gefühl, ihm ist total daran gelegen, dass das für mich einen guten Ausgang nimmt. Er hat mir auch ein paar Tipps gegeben, wie ich mit dem Geld umgehen soll. Mehr verrate ich aber nicht.

Wann wirst du das Geld auf dem Konto haben? Ende diesen Jahres. Aber erst einmal ändert sich nicht viel für mich. Ich arbeite weiter an meiner Doktorarbeit und in der Eventagentur von meinem Bruder.

Und wann kannst du deinen Traum realisieren und mit deinem eigenen Partyboot über den Kanal in Münster schippern? Ich bin da sehr optimistisch, weil wir gerade auch sehr positive Rückmeldungen von den Ämtern bekommen. Also wenn alles gut geht, könnte es im Frühjahr klappen.

Was ist das jetzt für ein Boot? Das ist 30 Meter lang, fünf Meter breit und 200 Leute passen drauf. Ist wunderbar weiß, mit Bullaugen. Es ist schön. Nur auf dem Aasee wird es nicht fahren können, der ist zu flach. Deshalb geht es auf den Kanal.

Trotz Millionen und eigenem Boot willst du dein Promotion aber abschließen. Worüber schreibst du eigentlich deine Doktorarbeit?  Über Vielfalt in Vorständen. Ich bin überzeugt, dass Vielfalt in Teams und Unternehmen und in der Gesellschaft etwas sehr Positives ist und deswegen interessiert mich das, wie das in Unternehmen läuft. Ich erlebe oft, dass Menschen mit vielen Vorurteilen und Angst vor dem Fremden unterwegs sind. Und ich glaube, dass Unterschiedlichkeit und Vielfalt ein totaler Mehrwert ist. Für Unternehmen und auch sonst.

Du willst aber auch ein Buch schreiben?

Ja, ich werde ein Buch schreiben. Das erste Kapitel ist auch schon fertig. Dabei geht es um Psychotricks und wie sie mir zur Million geholfen haben. Es ist toll, dass mir das Geld das nun möglich macht. Aber ich will nicht zu viel verraten, das kommt alles nächstes Jahr.

Leon Windscheid wurde am 8.12.1989 im Rheinland geboren. 2009 hat er sein Psychologie-Studium in Münster begonnen. Aktuell schreibt er seine Doktorarbeit im Fachbereich BWL an der Uni Witten-Herdecke.