Coronavirus: Was ist über die Impfstoffe bisher bekannt?

Impfung Coronavirus

Gleich mehrere Corona-Impfstoffe könnten weltweit bald zur Verfügung stehen. Für junge Menschen sei der individuelle Nutzen einer Impfung aber eher gering.

20.12.2020, 09:14 Uhr / Lesedauer: 2 min
„Es wird gut sein, ein Portfolio von Impfstoffen zu haben“: Mindestens 227 Impfstoffprojekte laufen derzeit weltweit.

„Es wird gut sein, ein Portfolio von Impfstoffen zu haben“: Mindestens 227 Impfstoffprojekte laufen derzeit weltweit. © picture alliance/dpa

Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) will am Montag zusammenkommen, um über eine Zulassung für den Corona-Impfstoff BNT162b2 der Unternehmen Biontech und Pfizer zu beraten. Auch der US-Pharmakonzern Moderna hat einen Zulassungsantrag für sein Vakzin mRNA-1273 bei der Ema gestellt. Zudem durchlaufen acht weitere Impfstoffe zurzeit Phase-3-Studien – darunter die Vakzine von Astra Zeneca und der Oxford-Universität, Johnson & Johnson sowie Curevac.

Dass in kurzer Zeit gleich mehrere potenzielle Corona-Impfstoffe hergestellt wurden, bezeichnet Prof. Leif-Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Berliner Charité, als „hervorragende Entwicklung“. Gegenüber dem Science Media Center (SMC) berichtete er, dass sich die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna nicht nur hinsichtlich der Wirksamkeit, sondern auch der Impfreaktionen und Sicherheit ähneln. Bei den Vektorimpfstoffen von Johnson & Johnson und Astra Zeneca sei die Datenlage hingegen noch zu überschaubar. Dennoch glaubt Sander: „Es wird gut sein, ein Portfolio von Impfstoffen zu haben.“

Risiko für allergische Reaktionen nach Impfung ist sehr gering

Sollten mehrere Impfstoffe für den europäischen Markt zugelassen werden, könnte sich dies positiv auf die Preise der Vakzine auswirken und Lieferengpässen vorbeugen. Eine Gemeinsamkeit zwischen den mRNA-Impfstoffen und den Vektorimpfstoffen ist laut Sander das Nebenwirkungsspektrum. Bei beiden Impfstofftypen treten in der Regel „eher milde oder moderate Symptome“ auf, die einem leichten grippalen Infekt ähneln.

Vor wenigen Tagen hatte jedoch eine Frau aus Alaska eine schwere allergische Reaktion erlitten, nachdem sie mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer geimpft wurde. Sie musste schließlich auf der Intensivstation medizinisch behandelt werden. Eine ähnliche Symptomatik zeigte sich auch bei zwei Mitarbeitern des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes NHS nach der Impfung. „Bei jeder Impfung kann es zu allergischen Reaktionen kommen“, sagte Sander. Das Risiko sei aber sehr gering.

Curevac-Impfstoff verursacht bisher keine schwerwiegenden Nebenwirkungen

Von einem geringen Risiko für allergische Reaktionen ist auch Prof. Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen, überzeugt. Er ist beteiligt an den Studien des Corona-Impfstoffes der Firma Curevac. Seit dem 14. Dezember wird deren Vakzin CVnCoV in einer klinischen Phase-2b/3-Studie an Probanden in Europa und Lateinamerika getestet.

„Die Bereitschaft ist großartig“, sagte Kremsner. „Die Leute rennen uns die Türen ein.“ 50 bis 60 Probanden würden pro Tag aufgenommen werden. „Wir rekrutieren, was das Zeug hält.“ Noch seien keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten, auszuschließen seien sie jedoch nie.

Impfnutzen bei jungen Menschen fällt geringer aus

Der Curevac-Impfstoff wurde zudem an seropositiven Probanden getestet – also Menschen, die eine Sars-CoV-2-Infektion bereits überstanden haben und bei denen Antikörper im Blut nachweisbar waren. „Da zeigte sich, dass diese eine super Auffrischung kriegen und eine sehr gute Immunabwehr nach der Impfung haben – und dass sie die Impfung auch deutlich besser vertragen als diejenigen, die noch nicht Covid-19 hatten“, so Kremsner.

Der Infektiologe berichtete ferner, dass junge Probanden in den klinischen Studien zum Curevac-Impfstoff eher mit einem kurzzeitigen, fieberhaften Infekt auf die Impfung reagiert hätten als ältere. „Individuell würde ich mir als 20-Jähriger die Impfung nicht geben lassen“, sagte er, „aber wohl als 80-Jähriger. Dann hat man nur einen Nutzen davon.“

Auch für Kinder sei der individuelle Nutzen einer Impfung „derzeit fast null“, so Sander. „Es gibt quasi keine Kinder, die schwer (an Covid-19, Red.) erkranken, wenn sie nicht schon eine schwere Vorerkrankung haben.“ Sobald es Impfstoffe gebe, die Infektionen mit Sars-CoV-2 verhindern, sollten sich Kinder jedoch ebenfalls impfen lassen, meinte Kremsner.