
Die Wahrscheinlichkeit, mit einer Corona-Infektion zu sterben, ist von Bundesland zu Bundesland extrem unterschiedlich. Und warum das so ist, lässt sich mit eine Blick auf die aktuellen Daten sehr gut nachvollziehen. © picture alliance/dpa
Coronavirus tötet in Sachsen fast dreimal so viele Menschen wie in NRW
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136.000 Menschen sind bislang in Deutschland an oder mit Corona gestorben. Aber: Das Virus tötet von Bundesland zu Bundesland höchst unterschiedlich. Der Grund ist ebenso banal wie tödlich.
Nach mehr als zwei Jahren ist es an der Zeit, die Corona-Bilanz der einzelnen Bundesländer miteinander zu vergleichen. Das Ergebnis ist erschreckend. Dem Coronavirus sind in manchen Bundesländern drei-, teils sogar mehr als viermal so viele Menschen zum Opfer gefallen wie in anderen Bundesländern. Eine aktuelle Analyse der Daten macht sehr schnell deutlich, wo die Ursache dafür zu suchen ist.
Wir haben die aktuellen, offiziellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts genommen und dann ausgerechnet, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner an oder mit einer Corona-Infektion bisher gestorben sind. Im bundesweiten Durchschnitt liegt dieser Wert bei 166 Corona-Toten pro 100.000 Einwohner.
Doch die Unterscheide zwischen den Bundesländern sind gewaltig. Zehn Bundesländer sind besser als der Durchschnitt, darunter Nordrhein-Westfalen mit einem Wert von 139. Die wenigsten Corona-Toten hat Schleswig-Holstein mit 85 pro 100.000 Einwohner zu beklagen.
Sechs Bundesländer liegen über diesem Durchschnitt. Die schlimmsten Werte weisen Sachsen (379), Thüringen (338) und Sachsen-Anhalt (242) auf. Der Wert aus Sachsen liegt mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt und mehr als viermal so hoch wie der Wert in Schleswig-Holstein.
Nach den Gründen für diese gewaltigen Unterschiede bei den Zahlen der Corona-Toten muss man nicht lange suchen. Da reicht ein Blick auf die Impfquote. Sachsen, das Land mit den meisten Corona-Toten, hat die niedrigste Impfquote in ganz Deutschland. Im Schnitt sind hier lediglich 64,5 Prozent der Bevölkerung mindestens zweimal geimpft. Umgekehrt bedeutet das: Mehr als jeder dritte Sachse hat keinen wirklichen Impfschutz.
Bundesweit liegt die Quote der mindestens zweimal geimpften Menschen heute bei 75,8 Prozent. In Nordrhein-Westfalen beträgt die Impfquote derzeit 79 Prozent, in Schleswig-Holstein 79,7 Prozent.
Vereinfacht gesagt, gilt: Überall da, wo viele Menschen geimpft sind, gibt es weniger Corona-Tote als dort, wo das nicht der Fall ist. Die über mehr als zwei Jahre gesammelten Zahlen sprechen da eine sehr eindeutige Sprache.
Dass sich dennoch kaum noch Menschen vom Sinn und von der Wirksamkeit der Corona-Schutzimpfungen überzeugen lassen, ist schon bemerkenswert. Die Zahl der Erstimpfungen in Deutschland dümpelt an vielen Tagen seit Wochen nur noch im dreistelligen, maximal im niedrigen vierstelligen Bereich vor sich hin.
Da kann man nur vom Glück sagen, dass die aktuell grassierende Omikron-Variante oft nur eine milde Covid-19-Erkrankungen nach sich zieht und zum anderen das warme Frühlingswetter dem Virus das Leben schwer macht.
Die Zahl der Neuinfektionen lag jedenfalls in der Woche zwischen dem 2. und 9. Mai nur noch bei rund 485.483. Das ist der niedrigste Wert innerhalb von sieben Tagen seit Mitte Januar.
Auch die Zahl der Covid-Kranken, die auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, ist weiter rückläufig. Stand 9. Mai sind es 1.077 Menschen. Weniger waren es zuletzt am 30. August vergangenen Jahres (1.018). 435 Covid-Kranke werden aktuell beatmet. Auch das ist der beste Wert seit vergangenem August.
Inzwischen geht auch die Zahl der Corona-Toten spürbar zurück. In den sieben Tagen vor dem 9. Mai wurden 980 Corona-Tote registriert. Weniger gab es zuletzt vor gut drei Monaten.
Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.
