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Corona-Zahlen weiter im Steilflug: Erste Hinweise auf „Schnitzel-Panik“ auch in Deutschland
Corona-Wochenbilanz
Die weiter ungebremst in die Höhe schießenden Corona-Daten sind verheerend. Nur an einer Stelle gibt es einen zarten Hoffnungsschimmer: Auch bei uns könnte es eine „Schnitzel-Panik“ geben.
Wer den Ernst der Corona-Lage noch immer nicht begriffen hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Die Entwicklung der vergangenen Woche hat auch nicht ansatzweise entspannt, sondern im Gegenteil noch weiter dramatisch verschärft.
So gab es noch niemals seit Beginn der Pandemie so viele Neuinfektionen innerhalb einer Woche wie zwischen dem 8. und 15. November: 262.530. Das sind fast 89.000 Fälle mehr als in der bisher schlimmsten Woche zwischen dem 14. und 21. Dezember 2020.
Die 7-Tage-Inzidenz hat daher zwangsläufig ebenfalls einen neuen Höchstwert erreicht. Am 15. November liegt die Inzidenz bei 303,0. Eine Woche zuvor lag der Wert noch bei 201,1. Das bedeutet: Ein Anstieg um 50 Prozent innerhalb von sieben Tagen.
Beängstigend sind auch die Zahlen, die aus den Krankenhäusern im Land gemeldet werden. Die Hospitalisierungs-Inzidenz (Neueinweisung von Corona-Kranken in die Kliniken pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen) kletterte in einer Woche von 3,93 (8. November) auf 4,65 (15. November).
Im gleichen Zeitraum stieg auch der Anteil der von Corona-Kranken belegten verfügbaren Intensivbetten von 11,5 auf 13,8 Prozent. Auch hier gibt es kein Anzeichen auf Besserung.
Das trifft auch für die Entwicklung bei den Zahlen der Menschen, die an oder mit einer Corona-Infektion gestorben sind. Zwischen dem 8. und 15. November gab es 1.157 Todesfälle. Mehr gab es zuletzt vom 17. bis 24. Mai (1.263).
All das sind Zahlen, die keine guten Perspektiven für die nächsten Wochen verheißen. Sie werden daher mit Sicherheit beim Bund-Länder-Gipfel am Donnerstag eine große Rolle spielen, wo über neue Schutzmaßnahmen beraten wird.
Zeiten für Ungeimpfte werden härter
Derweil mehren sich die Anzeichen, dass vor allem für Ungeimpfte die Zeiten härter werden. Nachdem sich unter anderem die Leopoldina, die Nationale Akademie der Wissenschaften, für eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen sowie für Muliplikatoren – also etwas Lehrkräfte – ausgesprochen hat, wächst auch von anderer Seite der Druck auf Ungeimpfte. So haben sich, wie am Montag bekannt wurde, auch die Ampelparteien auf eine Verschärfung unter anderem der Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte verständigt.
Derweil ist in Österreich am Montag (15.11.) ein Quasi-Lockdown für Ungeimpfte in Kraft getreten. Die dürfen auch mit Test beispielsweise nicht mehr zum Friseur oder ins Restaurant. Diese Regelung hat ganz offensichtlich ganz viele Österreicher veranlasst, sich jetzt doch impfen zu lassen. Diesen Effekt haben die Österreicher mit dem hübschen Wort „Schnitzel-Panik“ beschrieben.
Die Angst vor langen Haaren geht um
Und die Angst, dass man als Ungeimpfter möglicherweise schon bald auch in Deutschland nicht mehr die Haare stutzen oder in der Kneipe ein Bier trinken darf, hat offenbar die Impfbereitschaft auch hierzulande neu angefacht. In der vergangenen Woche gab es 265.184 Erstimpfungen.
Nach einer Stagnation in den vergangenen Wochen und vorhergehenden drastischen Rückgängen ist das erstmals seit langem ein durchaus spürbarer Anstieg. Zudem werden aus vielen Orten wieder lange Schlangen vor den Impf-Stellen gemeldet. Bliebe nur noch zu überprüfen, ob es sich um eine Schnitzel-Panik wie in Österreich oder um die deutsche Form, nämlich eine Langhaar-Panik handelt.
Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.
