Corona-Kollaps: Robert-Koch-Institut fordert die Absage von Weihnachtsmärkten

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Corona-Kollaps: Robert-Koch-Institut fordert die Absage von Weihnachtsmärkten

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Die Corona-Lage ist laut Robert-Koch-Institut so schlimm, dass alle größeren Veranstaltungen abgesagt werden müssten. Das träfe die Weihnachtsmärkte, hätte aber noch mehr Konsequenzen.

NRW

, 12.11.2021, 11:06 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Fallzahlen sprengen weiter jede bisher bekannte Größenordnung. Die Krankenhäuser und Intensivstationen laufen voll. Die Zahl der Todesfälle steigt ebenso wie die Gefahr von Impfdurchbrüchen. Angesichts des drohenden Corona-Kollapses fordert das Robert-Koch-Institut (RKI) ein sofortiges Handeln.

„Das RKI rät dringend dazu, größere Veranstaltungen möglichst abzusagen oder zu meiden, aber auch alle anderen nicht notwendigen Kontakte zu reduzieren“, schreibt das Robert-Koch-Institut in seinem am späten Donnerstagabend (11. November) veröffentlichten Wochenbericht. „Größere Veranstaltungen“, das wären nicht nur Weihnachtsmärkte, sondern auch Silvester-Partys, große Konzerte, Sport-Veranstaltungen jeder Art. Aber das allein genügt nach Ansicht des RKI auch noch nicht. Es geht auch in den privaten Bereich.

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„Die aktuellen Fallzahlen sind schon jetzt höher als alle bisher auf den Höhepunkten der vorangegangenen Erkrankungswellen verzeichneten Werte“, so das RKI. Die 7-Tages-Inzidenz ist inzwischen auf 263,7 gestiegen. In allen Altersgruppen bis auf die 75- bis 79-Jährigen (über 92) liegt sie inzwischen über 100. Am höchsten ist sie in den Altersklassen 10 bis 14 (411), 5 bis 9 (345) und 15 bis 19 (302).

„Kontakte auch im privaten Bereich einschränken“

Die Entwicklung sei „sehr besorgniserregend“. Man müsse damit rechnen, dass sich der starke Anstieg auch in den nächsten Wochen fortsetze. Daher sei „zu befürchten, dass es zu einer weiteren Zunahme schwerer Erkrankungen und Todesfälle kommen wird und die verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten überschritten werden“, schreibt das RKI.

Das sei nur zu verhindern, „wenn die Bevölkerung durch die freiwillige Reduktion von potentiell infektiösen Kontakten im privaten Bereich und Beachtung der Basismaßnahmen in allen anderen Lebensbereichen“ mithelfe, die Lage in den Griff zu bekommen. Jede Bürgerin und jeder Bürger müsse alle verfügbaren Vorsichtsmaßnahmen umsetzen. Dazu zählt das RKI neben der Kontaktreduktion „das Tragen von Masken, die Einhaltung des Mindestabstands und der AHA+L Regeln“. Das ist auch eine klare Warnung etwa vor betrieblichen Weihnachtsfeiern ebenso wie vor großen Familientreffen an den Weihnachtstagen oder größeren Silvester-Partys.

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Sofern man Kontakte und Veranstaltungen nicht vermeiden könne, so rät das RKI, sollten auch Geimpfte und Genesene zuvor unbedingt einen Test machen. Zwar sei die Gefährdung besonders für nicht vollständig geimpfte Menschen sehr hoch, aber auch für Geimpfte steige die Gefahr aufgrund steigender Infektionszahlen.

Die Gefahr wächst auch für geimpfte Menschen

Konkret lässt sich diese Gefährdung anhand der Impfdurchbrüche ablesen, von denen es bisher insgesamt 175.188 gab. Von ihnen mussten bisher seit Anfang Februar (vorher gab es keine vollständig Geimpften, also auch keine Impfdurchbrüche) 7.704 Menschen in einer Klinik behandelt werden, 922 von ihnen auch auf einer Intensivstation. 1.393 Menschen starben, wobei 955 von ihnen 80 Jahre und älter waren. In dieser Altersgruppe ist das Sterberisiko natürlich ohnehin größer.

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Besorgniserregend ist allerdings die Entwicklung der vergangenen vier Wochen, von denen das RKI berichtet. Der Anteil der vollständig Geimpften, die in Kliniken behandelt werden müssen steigt in allen Altersgruppen. Dabei muss man natürlich beachten, dass inzwischen 67,3 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind. Wenn die Zahl der Geimpften steigt, nimmt die Zahl der Ungeimpften im gleichen Umfang ab. Dadurch verschieben sich automatisch Prozentanteile.

Dringender Appell zur Nutzung der Booster-Impfung

Dennoch einige Beispiele dazu, die zeigen, dass auch vollständig Geimpfte gut daran tun, Vorsicht walten zu lassen. Lag der Anteil der geimpften 12- bis 17-Jährigen an den hospitalisierten Corona-Patienten in dieser Altersgruppe seit Anfang des Jahres im Schnitt bei 1,2 Prozent, kletterte er in den vergangenen vier Wochen auf 3,4 Prozent. Bei den 18- bis 59-Jährigen erhöhte sich der Anteil von 5,7 auf 22,7 Prozent und bei den Menschen ab 60 Jahren von 14,1 auf 45,1 Prozent.

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Ebenso schlecht ist die Entwicklung bei den Intensivpatienten. Hier kletterte der Anteil der Geimpften an allen Corona-Patienten dieser Altersgruppe bei den 18- bis 59-Jährigen von 4,0 auf 12,9 Prozent, bei den Menschen ab 60 Jahren von 11,7 auf 36,0 Prozent.

Angesichts dieser Zahlen schätzt das Robert Koch-Institut die Gefährdung für die Gesundheit der nicht oder nur einmal geimpften Bevölkerung in Deutschland insgesamt als sehr hoch ein. Daher ruft das RKI zum wiederholten Male dazu auf, sich impfen zu lassen und auch möglichst rasch die Möglichkeit zur Auffrischungs-, zur Boosterimpfung zu nutzen. Für vollständig Geimpfte wird die Gefährdung zwar als moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend eingeschätzt. Daher sollten auch sie sehr vorsichtig agieren.

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