Corona: Krankenhäusern droht Belastung wegen infiziertem Personal
Coronavirus
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland hat einen neuen Rekord erreicht. Auch in Krankenhäusern sind immer mehr Mitarbeiter infiziert. Das gebe Grund zur Sorge.

Eine Assistenzärztin (M) schiebt mit Intensivfachpflegerinnen auf der Intensivstation des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe das Krankenbett eines Covid-19-Patienten. © picture alliance/dpa
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) haben vor einer zunehmenden Belastung deutscher Kliniken durch coronainfizierte Mitarbeiter gewarnt.
„Immer mehr Krankenhausbeschäftigte fallen wegen Krankheit oder Quarantäne aus“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „In einigen Bundesländern müssen bereits Reservekliniken genutzt werden, weil die normalen Kliniken nicht mehr aufnehmen können“, sagte Gaß.
Auch solle die zu erwartende Mehrbelastung durch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nicht unterschätzt werden. „Dies auch, weil die Impfquote sehr niedrig ist und der genutzte chinesische Impfstoff kaum vor der Omikron-Variante schützt“, so Gaß.
Divi-Präsident Gernot Marx sagte dem RND, die hohe Zahl positiv getesteter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei für viele Krankenhäuser belastend. „Wir haben beim Personal eine deutlich höhere Ausfallquote als sonst“, erklärte Marx.
„Wir Intensivmediziner sind derzeit optimistisch und haben die Lage auf den Intensivstationen mit Blick auf die Versorgung und Behandlung der Covid-Patienten im Griff“, betonte Marx trotzdem. Die Situation sei stabil. „So glauben wir, dass durch das Zusammenspiel von Impfquote, Frühlingswetter und milder verlaufenden Omikron-Infektionen Lockerungen möglich sind, ohne die Versorgung Schwerstkranker oder Notfallpatienten zu gefährden“, sagte Marx.
Gaß warnt vor höherer Intensivbettenbelegung
DKG-Chef Gaß warnte jedoch vor einer möglichen Zunahme der Intensivbettenbelegung in den kommenden Wochen. „Die Zahlen steigen, sowohl bei der Inzidenz als auch bei den Belegungszahlen positiv getesteter Patienten“, sagte Gaß mit Blick auf das aktuelle Infektionsgeschehen.
Auf den Intensivstationen nähmen die Belegungszahlen momentan noch ab. „Aktuell liegen fast 21.000 Covid-positiv getestete Patienten in den Infektionsbereichen der Krankenhäuser, über 2100 davon in den Intensivstationen“, erklärte Gaß. Die Omikron-Subvariante BA.2 lasse die Inzidenz enorm steigen. „Wenn sich der Trend bestätigt, könnten mit einer Verzögerung von zwei bis drei Wochen auch die Zahlen auf den Normal- und Intensivstationen wieder stärker steigen“, sagte Gaß. Belastungsszenarien wie 2020 und 2021 seien aber nicht zu erwarten.
Zum Gesetzentwurf der Ampelkoalition für ein geändertes Infektionsschutzgesetz sagte Gaß: „Ich bin überzeugt, dass es notwendig ist, die Maskenpflicht dort aufrechtzuerhalten, wo hohe Infektionsgefahr besteht.“ Das seien zum Beispiel der ÖPNV oder Orte mit vulnerablen Gruppen. „Die geplante Hotspot-Regelung kann ein wirkungsvolles und zielgenaues Instrument sein“, sagte der DKG-Chef und ergänzte: „Zu dieser Regelung muss aber Klarheit und Planbarkeit herrschen.“
Divi-Präsident Marx kritisierte hingegen, die geplante Reform des Infektionsschutzgesetzes gebe den Bundesländern zu wenig Handlungsspielraum. „Wir werden weitere und neue Varianten sehen. Was dann passiert, wissen wir alle noch nicht“, sagte Marx dem RND. Deshalb brauche es ein Gesetz, „das im Fall der Fälle kurzfristig zur Verfügung stehen kann“, sagte Marx. „Jedes Bundesland sollte im Ernstfall eine epidemische Lage feststellen und entsprechend handeln können“, forderte er.
Der Artikel "Corona: Krankenhäusern droht Belastung wegen infiziertem Personal" stammt von unserem Partner, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.