Cornelia Funke: Freiheit durch eigenen Verlag

«Die Wilden Hühner», «Tintenherz» oder «Reckless»: Cornelia Funke hat in ihren Büchern fantastische Welten geschaffen. In den USA hat sie nun einen eigenen Verlag gegründet.

München (dpa)

von Interview: Cordula Dieckmann, dpa

, 12.11.2015, 13:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Kinderbuch-Autorin Cornelia Funke verschließt sich keineswegs neuen Wegen. Foto: Angelika Warmuth

Die Kinderbuch-Autorin Cornelia Funke verschließt sich keineswegs neuen Wegen. Foto: Angelika Warmuth

Die Kinderbuchautorin Cornelia Funke (56) hat in den USA ihren eigenen Verlag gegründet: Breathing Books, Atmende Bücher. Große Verlage dächten kommerzieller und langsamer, sagt sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

In München sollte Funke am Donnerstagabend mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Buchpreises ausgezeichnet werden.

Frage: Was erhoffen Sie sich von der Gründung Ihres Verlags?

Antwort: Mehr kreative Freiheit. Die Verwirklichung etwas anderer Projekte. Die Freiheit von vorgegebenen Marketing- und Buchformaten. Ein weniger kommerziell bestimmtes Verlegen.

Frage: Ein Hauptgrund für die Verlagsgründung waren zahlreiche Änderungswünsche an Ihrem Buch «Das goldene Garn». In Deutschland war der Roman da schon längst erschienen. Welche Unterschiede gibt es zwischen beiden Ländern in der Art und Weise, wie Geschichten erzählt werden?

Antwort: Der Unterschied liegt meiner Meinung nach nicht zwischen Deutschland und Amerika - ich mache hier auch wunderbare Erfahrungen mit einigen Verlagen. Es ist der Unterschied zwischen kleinen und großen Verlagen. Die Großen - zu denen LittleBrown gehört, mein bisheriger Spiegelwelt-Verlag - müssen Hunderte, oft Tausende von Angestellten bezahlen und denken dadurch wesentlich kommerzieller. Und langsamer. Nach meiner Erfahrung machen oft die kleinsten Verlage die schönsten und ungewöhnlichsten Bücher, weil der Finanzierungsdruck nicht zu groß ist, weil sie näher und sehr viel persönlicher mit den Autoren und Künstlern zusammenarbeiten und weil sie keine Programme mit Hunderten von Titeln vermarkten.

Frage: Zu Ihrer Buchserie «Reckless» gibt es eine eigene App, die Spiegelwelt- oder Mirrorworld-App. Welche Rolle werden bei Ihnen künftig digitale Bücher und Apps spielen?

Antwort: Breathing Books wird von jedem Titel beides entwickeln, denn ich lese Bücher immer noch auf Papier. Aber ich bin gespannt darauf, wie hoch der Anteil der E-Books bei unseren Titeln wird. Zur Zeit drucken wir bereits zwei Auflagen nach, weil die Papierfassung schon ausverkauft ist. Aber wir werden bei anderen Projekten mit digitalen Möglichkeiten experimentieren, die auch die E-Book-Form interessant machen. Die Mirrorworld-App war in der Hinsicht ja schon ein sehr inspirierendes Abenteuer und wurde von Lesern, die sonst nicht elektronisch lesen, mit Begeisterung aufgenommen. Gleichzeitig ist wunderbar, dass Dressler, mein deutscher Verlag, nun eine Papierfassung davon herausbringt. Beide Medien sollten sich inspirieren statt bekämpfen.

Zur Person: Cornelia Funke (56) zählt zu den bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren. Mit Reihen wie «Die Wilden Hühner», «Tintenwelt» oder der Spiegelwelt-Geschichte «Reckless» begeistert sie junge Leser ebenso wie Erwachsene.

Bayerischer Buchpreis

Funke im Dressler-Verlag

Verlag Breathing Books

Schlagworte: