Chorwerk Ruhr sang „Paulus“ innig und packend
Philharmonie Essen
Vorn der Chor, dahinter das Orchester - kann das gut gehen? Mendelssohn hat es wohl einst in Leipzig bei seinem "Paulus" so gemacht. Daran wollten Sonntag Florian Helgath und sein Chorwerk Ruhr in der Philharmonie Essen anknüpfen. Dann aber stellte man doch wieder nur die vier Vokalsolisten vors Orchester. Leider enthielt Helgath dem Publikum vor, was ihn zu diesem Rückschritt bewogen hatte.

Florian Helgath dirigierte den "Paulus" von Mendelssohn in der Philharmonie Essen.
Ansonsten ging der Dirigent sogar weiter als Chorwerk Ruhr-Gründer Frieder Bernius 2003 beim "Elias", der bis dato letzten Auseinandersetzung des Profiensembles mit einem Mendelssohn-Oratorium: War schon Bernius durch eine kleine Besetzung um schlanken Klang bemüht, so kam Helgath nun darüber hinaus mit dem der historischen Aufführungspraxis verpflichteten Concerto Köln.
Mit nur 35 Sängern und 46 Orchestermusikern gelang Helgath nicht nur eine romantisch innige, sondern auch eine dramatisch packende Deutung der Geschichte vom jüdischen Eiferer Saulus, der als Paulus zum Apostel Jesu Christi wird.
Tolle Sopranistin
Das Chorwerk Ruhr-Ensemble überzeugte dabei mit plastisch gestaffeltem Klang: zart und homogen etwa im Chor "Siehe! Wir preisen selig", tänzerisch- schwingend und strahlend in der Fuge "Der Erdkreis ist nun des Herrn".
Neben Markus Eiches stimmgewaltigem Paulus stach vor allem die Sängerin der schon von Mendelssohn klar bevorzugten Sopran-Partie hervor: Johanna Winkel war darin ganz Herz, Seele und Empfindung: Die große "Jerusalem"-Arie sang sie lyrisch zart und fließend, ihre intensiven Rezitative und dramatischen Ausbrüche faszinierten gleichermaßen.