In einer Chemnitzer Wohnung ist eine Leiche etwa 18 Monate lang unentdeckt geblieben. Der Rentner Latislav B. starb in seiner Einzimmerwohnung und verweste auf der Couch, wie die „Bild“-Zeitung berichtet. Den Nachbarn im Mehrfamilienhaus ist demnach all die Zeit nichts aufgefallen. Angehörige hatte er offenbar keine.
„Der Mann scheint wirklich weder Freunde noch Familie, nicht mal Bekannte gehabt zu haben“, sagte Tatortreiniger Thomas Kundt gegenüber der „Bild“, nachdem er die Wohnung gesäubert hatte. „Wir haben nicht einmal private Fotos beim Aufräumen gefunden. Die Miete wurde eingezogen, der Briefkasten lief nicht über.“
Wohnungen einsam Verstorbener auszuräumen, ist für ihn Alltag. Solche Aufträge haben er und sein Team jede Woche, sagte er. Dass jemand eineinhalb Jahre nicht gefunden wird, ist aber auch für ihn „unfassbar“.
Erst neue Nachbarn wählen Notruf
Ein Anwohner erzählte gegenüber „Bild“, dass er nie Leichengeruch vernommen hätte. Erst ein junges Paar, beide Anfang 20, wurde aufmerksam. Die beiden sind im Februar im Haus gegenüber eingezogen. „Auf dem Balkon stand Ewigkeiten ein beladener Wäscheständer, der immer schmutziger wurde“, lässt die junge Frau sich zitieren.
Sie hätten niemanden „stalken“ wollen, ergänzte ihr Freund. „Doch da lag irgendwas, was ein Kissen oder sogar ein Mensch sein konnte im Zimmer. Irgendwann haben wir uns dann doch getraut, den Notruf zu wählen.“
Tatortreiniger Kundt spricht von „extremem Geruch“
Auf Instagram berichtete Kundt bereits Ende Mai von dem Fall. Er sprach von „extremem Geruch“ und stellte dem Video vom Tatort eine Trigger-Warnung voraus.
Zur Todesursache äußerte er sich im Video nicht. Gegenüber „Bild“ sagte er: „Vielleicht war es nur ein medizinischer Notfall“.
Seine Mitarbeiterinnen haben alles ausgeräumt, was dem alten Mann gehörte: Möbel, Kleidung, Geschirr – der neue Fernseher. Die Amtsbriefe werden ein halbes Jahr aufgehoben. Laut Kundt dauert so eine Räumung einen Tag. „Wenn alles sauber und leer ist, werden wir dann aber mindestens zwei Wochen vernebeln. Dann ist von dem armen Mann absolut gar nichts mehr übrig.“ Danach könne seine Wohnung neu vermietet werden.
RND
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