Cash dank Corona: Das sind die Gewinner der Krise
Coronavirus
Die Corona-Krise produziert viele Verlierer, aber es gibt auch Profiteure. Produzenten krisenwichtiger Güter gehören genauso dazu wie findige Geschäftsleute oder Börsenspekulanten.

Amazon gehört zu den ganz großen Gewinnern der Corona-Krise. © picture alliance/dpa
Es gibt Gesetzmäßigkeiten, die sich in jeder Krise wiederhohlen. Zum Beispiel, dass viele verlieren und nur wenige gewinnen.
Die Corona-Krise ist da keine Ausnahme. Im Gegenteil: Beide Effekte treten schneller und massiver als bei früheren Krisen auf. Während Milliarden Menschen auf aller Welt um ihre Gesundheit oder wirtschaftliche Existenz bangen, gibt es einige wenige, die ihr Glück kaum fassen können.
Manche haben sich dieses Glück hart erarbeitet, anderen helfen ihm auf die Sprünge und wieder andere nutzen die Situation schamlos aus, um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen.
Ein Überblick über die Gewinner der Krise:
Die Lebensretter
Keine Frage: Manche Unternehmen profitieren von der Krise, weil sie Produkte herstellen, die in Pandemiezeiten besonders dringend benötigt werden. Mitunter retten sie sogar Leben, und dagegen ist natürlich nichts zu sagen.
Der Lübecker Medizintechnik-Produzent Drägerwerk etwa gehört zu dieser Gruppe, ein weltweit führender Hersteller von Beatmungsgeräten für die Intensiv- und Notfallmedizin. Seit Ausbruch der Corona-Krise kann sich das Unternehmen vor Bestellungen kaum retten, der Auftragseingang hat sich mehr als verdoppelt. Auch an der Börse ging es steil nach oben: Von gut 50 Euro Anfang des Jahres verdoppelte sich der Aktienkurs auf zeitweilig über 100 Euro. Inzwischen wird das Papier für etwa 70 Euro gehandelt.
Auch akBi.8mPP gehören zu den Gewinnern. Der US-Konzern Gilead, ein führender Anbieter von Aids-Medikamenten, produziert den Wirkstoff Remdesivir, der bei Corona-Patienten ausweislich erster Studien lindernd wirken könnte. Gilead ist an der Börse inzwischen mehr wert als das Dax-Schwergewicht Siemens.
Das liegt an den Produkten, es liegt aber auch daran, dass das Unternehmen bei der Preisgestaltung seiner Medikamente nicht gerade zimperlich vorgeht. Gilead hatte vor Jahren Schlagzeilen gemacht, weil es ein Hepatitis-C-Medikament für 1000 Dollar pro Tablette verkaufte.
Auch der nun als Corona-Medikament gehandelte Wirkstoff Remdesivir hatte ursprünglich gegen Hepatitis C geholfen. Als das nicht klappte, versuchte Gilead den Einsatz gegen Ebola – auch das mit nur mäßigem Erfolg. Dass das Medikament nun gegen Corona helfen könnte, ist im Grunde Zufall – dürfte den Patienten aber egal sein. Und den Aktionären sowieso.
Die Tech-Nerds
Die Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise haben der Digitalisierung einen kräftigen Schub verliehen. Kaum ein Unternehmen hat davon so sehr profitiert wie die Softwarefirma Zoom, die eine Plattform für digitale Konferenzen anbietet. Freunde und Familien verwenden Zoom zum Kontakthalten, Unternehmen nutzen den Dienst, um ihre Mitarbeiter im Homeoffice miteinander zu verbinden. 10 Millionen Nutzer hatte Zoom im Dezember vergangenen Jahres, inzwischen sind es mehr als 200 Millionen. Unternehmensgründer Eric Yuan konnte sein Vermögen in dieser Zeit auf mehr als sieben Milliarden Euro verdoppeln.
Yuan mag der größte Profiteur der Krise sein, aber auch andere Onlineunternehmen haben einen regelrechten Boom erlebt. Facebook legte an der Börse um 60 Prozent zu, Netflix um 46, Amazon um 45 und Apple um 31 Prozent. Die Besitzer der Tech-Firmen sind dadurch ein ganzes Stück reicher geworden. Amazon-Chef Jeff Bezos gewann rund 35 Milliarden Dollar hinzu, Facebook-Chef Mark Zuckerberg 25 Milliarden. Auch Ex-Microsoft-Chef Steve Ballmer und Oracle-Chef Larry Ellison profitierten trotz Krise kräftig.
Laut einer Berechnung des Magazins Forbes wuchs das Vermögen der 600 reichsten Amerikaner zwischen dem 18. März und dem 19. Mai um insgesamt 434 Mrd. Dollar, was einem Plus von fast 15 Prozent entspricht. Wohlgemerkt: Zeitgleich haben etwa 40 Millionen Amerikaner wegen der Krise ihren Job verloren.
Die Schnäppchenjäger
Auf den ersten Blick sieht es nicht so aus, als wenn es an den Finanzmärkten viele Gewinner der Corona-Krise geben würde. Die Börsenkurse sind mit Beginn der Pandemie regelrecht abgestürzt, laut eine Berechnung der Wirtschaftszeitung Handelsblatt wurden im März unglaubliche 19 Billionen Euro Börsenwert vernichtet. Mit dem Geld ließe sich die deutsche Staatsverschuldung ganze zehnmal begleichen.
Seit dem Crash aber geht es wieder steil bergauf. Im Vergleich zu seinem Tiefststand am 16. März hat der Deutsche Aktienindex Dax wieder gut 3000 Punkte zugelegt und dotiert derzeit deutlich oberhalb der Marke von 11.000 Punkten. Selbst Kleinanleger, die Mitte März zugegriffen haben, konnten viel Geld verdienen.
Die richtig großen Gewinne aber warten auf diejenigen, die genügend Kapital, Risiko-Bereitschaft und den entsprechenden Riecher mitbringen, um in der Krise zum Schnäppchenpreis bei Not leidenden Unternehmen einzusteigen.
Der saudische Staatsfonds PIF etwa hat bereits im großen Stil in westliche Firmen investiert. Boeing, BP, die Citigroup, selbst Disney und Facebook waren den Saudis einen Einstieg wert. Auch China und andere staatliche Vermögensverwalter sind auf der Jagd nach Unternehmensschnäppchen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier beobachtet die Entwicklung mit wachsender Sorge und hat potenzielle Investoren aus Nah- und Fernost, aber auch aus dem Westen bereits mit markigen Worten gewarnt: „Germany is not for sale“.
Die Halsabschneider
Es ist ein eiserner Grundsatz der Marktwirtschaft, und er gilt in der Krise noch mehr als sonst: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Wird ein gefragtes Produkt knapp, wird es teurer – bisweilen um ein Vielfaches seines Herstellungswertes.
Zum Beispiel Toilettenpapier. Zu Beginn der Corona-Krise wurde das Alltagsprodukt plötzlich knapp. Zwar haben die Lieferketten durchweg funktioniert, doch hamsterten die Deutschen, was das Zeug hielt. Findige Geschäftemacher verschärften den Effekt noch. Sie kauften großen Posten auf und boten sie im Internet für den zehnfachen Preis an. Bei Trockenhefe und Säuglingsnahrung gab es ein ähnliches Phänomen.
Bei Schutzmasken und Desinfektionsmitteln trieben skrupellose Geschäftemacher die Entwicklung auf die Spitze. Sie waren zeitweise so gefragt, dass sich die Meldungen von Diebstählen aus Krankenhausdepots häuften.
Grundsätzlich gilt, dass Wuchergeschäfte sittenwidrig und damit nichtig sind. Wo genau die Grenze zwischen teuer und Wucher verläuft, ist nicht ganz leicht zu bestimmen. Als Faustformel gilt der doppelte Preis des Üblichen.
Mittlerweile hat sich die Angebots- und Nachfragesituation bei den meisten Alltagsprodukten stabilisiert, aber windige Händler haben längst neue Betätigungsfelder gefunden. Inzwischen bieten sie im Netz Nahrungsergänzungsmittel als Corona-Vorbeugekuren an – natürlich zum vielfach überteuerten Preis. Die Gesundheit der Kunden profitiert von diesen Mitteln mutmaßlich nicht, dafür aber ziemlich sicher die Geldbeutel der Verkäufer.
Die Kriminellen
Klassische Delikte wie etwa Wohnungseinbrüche sind in der Corona-Krise zurückgegangen – schon allein, weil die Menschen häufiger zu Hause sind. Das heißt allerdings nicht, dass es auch weniger Kriminalität gab. Einige Vertreter der Unterwelt haben sich erstaunlich schnell an die aktuelle Situation angepasst – und versuchen, sich die Angst und Unsicherheit der Menschen zunutze zu machen.
So ist etwa in Baden-Württemberg eine neue Art des sogenannten Enkeltricks aufgetaucht, mit der Kriminelle vor allem ältere Menschen in die Falle locken. Am Telefon geben sich die Betrüger als Angehörige aus und behaupten, dass sie mit dem Coronavirus infiziert seien und jetzt finanzielle Unterstützung für die Behandlung benötigten. Sie bitten ihre Opfer um Geld und andere Wertgegenstände, die ein Freund für sie abholen würde. „Das ist eine besonders abstoßende und niederträchtige Vorgehensweise skrupelloser Krimineller“, sagt Ralf Michelfelder, Präsident des Baden-Württembergischen Landeskriminalamtes.
Auch Betreiber von Fake-Shops, also gefälschten Onlineplattformen, haben die Angst der Menschen vor dem Coronavirus vor allem zu Beginn der Krise stark ausgenutzt. Über das Internet boten sie im Handel vergriffene Artikel wie Atemschutzmasken oder Desinfektionsmittel an, kassierten den Kaufpreis, lieferten die Ware aber nie.
Selbst die Bundesregierung und einige Landesregierungen sind solchen Betrügern schon auf den Leim gegangen. Das Land Nordrhein-Westfalen etwa bestellte über einen Zwischenhändler für fast 15 Millionen Euro Schutzmasken in Asien – die nie ankamen. Der Bundesregierung sollen im März sechs Millionen Masken auf einem Flughafen in Kenia abhandengekommen sein – wobei sich später herausstellte, dass es die Masken offenbar nie gegeben hat. Glück im Unglück: Der Bund hatte die Masken noch nicht bezahlt. Auch NRW bekam sein Geld zurück.
Der Artikel "Cash dank Corona: Das sind die Gewinner der Krise" stammt von unserem Partner, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.