Carsten Sander sucht das wahre Gesicht
Foto-Shooting in Münster
MÜNSTER Dutzende Besucher drängen sich am Samstag in die Galerie Schemm in Münster. Carsten Sander lädt zu einem Fotoshooting der besonderen Art.

Galerist Schemm, Fußballer Christoph Metzelder und Fotograf Carsten Sander freuten sich über das riesige Interesse an dem Deutschland-Porträt-Projekt.
Für die Bilder braucht er lediglich einen Hocker und eine graue Leinwand als neutralen Hintergrund. Ein hartes Licht bringt Klarheit in die Gesichtszüge. „Ich suche die Mitte“, erklärt Sander seine Intention. „Jeder Mensch hat seine Eigenart, ich versuche das auszugleichen. Es hat fast etwas Meditatives.“ Es sei schön zu sehen, wie die Menschen auf neutralem Terrain plötzlich viel offener würden. Dafür sorge er auch als Fotograf, indem er eine unangestrengte Atmosphäre schaffe. „Die Leute müssen mir etwas geben können. Ihr wahres Gesicht.“ An den Wänden hängen Porträts der vergangenen zwei Jahre. Hans-Dietrich Genscher ist dort zu entdecken, eine kopftuchtragende Muslima und ein kleiner Junge von vielleicht elf Jahren. Dieter Hallervorden verweilt neben einer unbekannten Dame in Blond.
Ein weiteres prominentes Gesicht ist gleich doppelt vertreten: Schalke-Fußballstar Christoph Metzelder, live und auf Leinwand. Für eine Stunde ist er von Gelsenkirchen nach Münster gekommen und signiert den Bildband „Aller Anfang“. Die Fotos für das Buch zugunsten der „Christoph-Metzelder-Stiftung“ lieferte Sander. Auch aus „Deutschland – deine Gesichter“ soll ein Buch entstehen. Zunächst aber ist eine Wanderausstellung geplant. „Uns Deutschen fehlt die Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander“, erläutert Sander seine Bilder. „Wir sollten uns unserer Persönlichkeit und unserer Kraft bewusst werden.“ Es nerve ihn ein wenig, dieses verkrampfte Verhältnis der Nation zu sich selbst. „Das letzte Mal, als wir alle entspannt unsere Fahnen geschwungen haben, war zur Fußballweltmeisterschaft 2006“, sagt er. „Aber wir brauchen kein Alibi. Wir brauchen nur uns.“