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Bundespräsident Steinmeier im Folkwang Museum: „Essen leuchtet doch“
Ausstellungen 2022
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem Museum Folkwang zum 100-jährigen Bestehen gratuliert. Der Festakt war alles, nur nicht langweilig.
Die strengen Sicherheitsvorkehrungen – darunter 2 G plus und ein zusätzlicher Test – waren schon das Unangenehmste, was die Gäste des Festaktes in der Philharmonie Essen am Samstag durchzustehen hatten. Dann erlebten sie herausragende, prägnante Reden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der mit seiner Frau Elke Büdenbender begeistert begrüßt wurde, ging in seiner Ansprache vom Zitat „München leuchtet“ aus. Diese Worte hatte Thomas Mann in der Novelle „Gladius Dei“ (Schwert Gottes) benutzt. In Essen dagegen habe lange nur die Industrie Funken gesprüht, so Steinmeier. Das habe sich mit dem Ankauf der Folkwang-Sammlung 1922 geändert: „Hier begann etwas zu leuchten, das bis heute nicht aufgehört hat, die Menschen zu faszinieren.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, (2.v.r.) zusammen mit seiner Frau Elke Büdenbender (2.v.l.), sowie Peter Gorschlüter, Direktor des Museums Folkwang (l), und der Kuratorin Nadine Engel (r) in der Ausstellung «Renoir, Monet, Gauguin - Bilder einer fließenden Welt». © Oliver Berg/dpa
Er nannte Folkwang eines der „bedeutendsten Museen moderner Kunst in Deutschland“ und lobte, dass der Erweiterungsbau von 2010 im Kostenplan geblieben war. „Wenn man aus Berlin kommt, ist das allein schon ein Grund zum Staunen“, fügte er hinzu und ernte damit viele Lacher. Als vorbildliches Engagement bezeichnete er den freien Eintritt in die Dauerausstellung. Steinmeier mahnte aber auch: „Die ehemalige B 1 ist eine spürbare Grenze zwischen Nord und Süd. Der Erfolg unserer kulturpolitischen Bemühungen hängt davon ab, dass solche Grenzen überwunden werden.“ Er schloss mit den Worten „Essen leuchtet doch“.
Unterhaltsames Gespräch
Zuvor hatten der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen und Ulrich Blank als Vorsitzender des Folkwang Museumsvereins den Festakt unterhaltsam eröffnet. Nach Steinmeier sprach NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst davon, bis 2030 viele Künstler und Künstlerinnen ins Ruhrgebiet locken zu wollen.
Was sonst musikalische Untermalung heißt, hatte hier Konzert-Qualität. Das junge Folkwang Blechbläserensemble spielte Teile von Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“, das Folkwang Kammerorchester für Neue Musik brachte mit „Painting“ von Günter Steinke eine Uraufführung, bei dem der Musiker am Schlagwerk die Trommeln teils mit dem Malerpinsel „streichelte“.
Den Vogel schoss dann aber Museumsdirektor Peter Gorschlüter mit der originellsten Rede des Abends ab. Aus Respekt vor Japan, das 40 Leihgaben für die Jubel-Schau schickte – Botschafter Hideano Yanagi war unter den Ehrengästen – wählte Gorschlüter die Form des „Pecha-Kucha-Vortrages“, der genau 6 Minuten und 40 Sekunden dauert und 20 Bilder beinhaltet. Der Vortragende spricht 20 Sekunden zu jedem.
„Wir sind Fotostadt“
„Kunst eint und hat keine Grenzen“, sagte Gorschlüter. Und zu einem der letzten Bilder in Anspielung darauf, dass ein geplanten nationales Fotoinstitut entweder nach Düsseldorf oder nach Essen kommen soll: „Wir sind Fotostadt.“ Der gewaltige Szenenapplaus dürfte NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (ebenfalls anwesend) bewiesen haben, wie groß die Unterstützung und Begeisterung für ein solches Institut im Ruhrgebiet wäre.
Kultur ist eine Reise ins Abenteuer, und ich verstehe mich als Ihr Reiseführer. Welche Ausstellung in der Region ist super? Vor welchem Theaterstück muss ich warnen? Da nützt ein Magisterabschluss in Germanistik und Kunstgeschichte von der Ruhr-Uni Bochum nur bedingt. Mir hilft mehr, dass ich seit 1990 Journalistin und ein 1963 in Essen geborener Ruhrgebiets-Fan bin. Mein Ziel: Dass Sie mit unseren Tipps ihre Freizeit gut gestalten.
