"Bürgerwehr": Temporeiche Farce in Knallfarben

Theater Münster

Alles scheint friedlich in der beschaulichen Wohnsiedlung Bluebell-Hill. Gartenzwerg Monty sitzt im Grünen, im Wohnzimmer sind Kissen und Tapete exquisit aufeinander abgestimmt. Alles könnte so schön sein in der Szenerie, die der britische Komödienautor Alan Ayckbourn in seiner Farce „Bürgerwehr“ entworfen hat – wären da nicht die Bewohner.

MÜNSTER

, 02.03.2014, 20:53 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Bürgerwehr formiert sich (v.l.): Frank-Peter Dettmann, Regine Andratschke, Steffen Gräbner, Carola von Seckendorff, Claudia Frost, Mark Oliver Bögel.

Die Bürgerwehr formiert sich (v.l.): Frank-Peter Dettmann, Regine Andratschke, Steffen Gräbner, Carola von Seckendorff, Claudia Frost, Mark Oliver Bögel.

Karten an der Theaterkasse, Neubrückenstraße, Telefon (0251) 5909-100.

Da schellt es auch schon an der Tür. Nach und nach betreten die lieben Nachbarn das Wohnzimmer. Da wäre der Frührentner Rod Trusser (Steffen Gräbner), allzeit bereit mit Goldkettchen und militärisch-aggressivem Gebaren. Regine Andratschke gibt die pinkfarbene Dorothy Dogget, die ihm an den Lippen hängt. Der arbeitslose Ingenieur Gareth Janner (Frank-Peter Dettmann) strauchelt humoresk als betrogener Tollpatsch-Ehemann durch die Handlung. Seine Frau Amy, herrlich lasziv gespielt von Julia Stefanie Möller, macht nicht nur Luther Bradley (Ilja Harjes) schöne Augen. Fix ist ihr auch Martin verfallen, was Hilda fast in den Wahnsinn treibt. Ganz Typ scheues Reh und Opfer häuslicher Gewalt sucht Magda Bradley (Claudia Frost) Anschluss bei den neuen Nachbarn. Als ein Unbekannter dem Gartenzwerg Monty an den Kragen geht, ist Martin mit seiner Geduld am Ende. Zum Schutz der Siedlung und gegen moralische Entgleisung gründen die Nachbarn eine Bürgerwehr. Wie bei Ayckbourn nicht anders zu erwarten, gerät die Situation außer Kontrolle. Am Ende stehen Tod und Zerstörung.

Untreue, Lüge und Sittenverfall sind die Themen, derer sich Ayckbourn in seinen Stücken immer wieder annimmt. Mit Werken wie „Sugar Daddies“ oder „Schlafzimmergäste“ hat er sich längst einen Platz im kollektiven Gedächtnis der Theatergemeinde gesichert. Und dennoch kann „Bürgerwehr“ nicht völlig überzeugen. Nach einem rasanten Einstieg im ersten Akt lässt die Spannung im Plot über weite Strecken zu wünschen übrig. Ideenarm und auf Nebenstrecken führt der Autor seine Figuren dem Finale entgegen, anstatt mit Vollgas durchzustarten. Dass das Publikum bei dieser Inszenierung trotzdem glänzend unterhalten wird, ist vor allem einer fantastischen und temporeichen Ensembleleistung zu verdanken. Knallige Farben, eine schablonenhaft überspitzte Spielweise und pointiert gesetzte Dialoge ziehen den Zuschauer auf Anhieb in das Spiel hinein. Hier passt eines perfekt zum anderen: die farbenfrohen Typisierungen (Kostüme: Cornelia Kraske), die gutbürgerliche Fassade mit Pfiff (Bühne: Stefan Brandmayr) und die detailfreudige komödiantische Inszenierung von Thomas Ladwig. Da sind Lacher garantiert.  

Karten an der Theaterkasse, Neubrückenstraße, Telefon (0251) 5909-100.