Botschaft versinkt bei "Medea.Matrix" unter technischen Tricks

Ruhrtriennale

Wenn Susanne Kennedy inszeniert, dann geht man als Zuschauer nicht einfach zu seinem Platz und sieht sich die Aufführung an. Man wandelt durch die Inszenierung. So war es bereits bei ihrem "Orfeo" auf Zollverein im vergangenen Jahr. Und so ist es auch dieses Mal bei der Uraufführung von "Medea.Matrix" in der Duisburger Gebläsehalle.

DUISBURG

, 16.09.2016, 18:01 Uhr / Lesedauer: 1 min
Die Frauen auf der Bühne sind maskiert.

Die Frauen auf der Bühne sind maskiert.

In kleinen Gruppen wird das Publikum durch einen Installationsparcours geführt: Frauen mit ausdruckslosen Masken und Babypuppen säumen den Weg. Auf Leinwänden und in Wandnischen projiziert sehen wir wechselweise eine Waldidylle, kämpfende Wölfe, ein Bienenvolk, eine Trickfilm-Animation mit funkenden Synapsen. Multimedia-Künstler Markus Selg hat die Videos und ihre Installation im Raum konzipiert. In dessen Zentrum, auf einem altargleichen Sockel liegt Medea, die Königstochter aus der Antike und Protagonistin eines der bekanntesten Stoffe der Weltliteratur.

In der Medea-Matrix spielt die klassische Tragödie indes keine überragende Rolle. Das Installationsstück ist eher eine umfassende Materialsammlung zum Thema Mutterschaft: mit Bibelzitaten, philosophischen Gedanken, historischen Ratgebertexten sowie Posts aus Internetforen für werdende Mütter und verlassene Ehefrauen.

Den Mythos aktualisiert

Medea hat ihren Söhnen Leben gegeben und wieder genommen, nachdem Argonautenführer Iason sie verstoßen hatte. Kennedy versucht, eine Allgegenwart dieses Mythos in der Geschichte der Menschheit bis heute aufzuzeigen. Viele der von Medea-Darstellerin Birgit Minichmayr vorgetragenen Zitate entlarven deutlich eine Frauen verachtende Haltung in der christlich-abendländischen Kultur. Ein ganzes Geschlecht büßt in alle Ewigkeit für Evas Charakterschwäche - und bringt mit dem neuen Leben zugleich auch neues Verderben über die Welt.

So nachvollziehbar die feministische Botschaft ist, so intellektuell und auch technisch überfrachtet erscheint die Darstellung. Das meiste geschieht allein in Videobild und -ton. Letzterer wirkt oft dick aufgetragen mit Soundeffekten, wie man sie aus dem modernen Hollywoodkino kennt.