Bochumer schneidet Pizzabäcker den Hals auf – „Das ganze Badezimmer war voller Blut“

© Jörn Hartwich

Bochumer schneidet Pizzabäcker den Hals auf – „Das ganze Badezimmer war voller Blut“

rnLandgericht Essen

Ein Pizzabäcker aus Essen hat angeblich bei einem Pokerspiel mit gezinkten Karten betrogen. Dafür soll sich ein Bochumer mit einem blutigen Angriff gerächt haben.

Essen/Bochum

, 20.01.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es müssen dramatische Szenen gewesen sein: Vor rund acht Monaten ist einem Pizzeriabetreiber aus Essen der Hals aufgeschnitten worden – von hinten, wie im Film. Der mutmaßliche Täter war ein Bekannter aus Bochum, mit dem er in der Nacht zuvor stundenlang Poker gespielt hatte.

Am Mittwoch (19.10.) ist der 30-Jährige verurteilt worden. Die Strafe: fünf Jahre Haft wegen gefährlicher Körperverletzung. Richter Jörg Schmitt sprach bei der Urteilsverkündung von einer „schlimmen Tat“.

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Es war in der Nacht auf den 2. Mai 2021, als sich die beiden Männer mit zwei weiteren Bekannten zum Kartenspielen getroffen haben. Wie auch schon einige Male zuvor. Streit hatte es offenbar nie gegeben. Doch diesmal hatte der Angeklagte offenbar viel Geld verloren.

Opfer wurde im Badezimmer überrascht

Laut Urteil war er gleich am nächsten Morgen wieder in der Wohnung des Essener Pizzeriabetreibers aufgetaucht. Der war völlig ahnungslos. „Ich hatte mir gerade die Zähne geputzt“, so der 48-Jährige bei seiner Zeugenvernehmung vor dem Essener Schwurgericht. „Dann war er plötzlich hinter mir, hatte ein Teppichmesser in der Hand.“

Rund 15 Zentimeter lang und bis zu drei Zentimeter tief war die Narbe, die sich quer über den Hals zog. Die Luftröhre war verletzt, der Kehlkopf ebenfalls. Es bestand akute Lebensgefahr.

„Das Blut floss sofort heraus“, hatte das Opfer vor Gericht erzählt. „Das ganze Badezimmer war voller Blut.“ Er sei sofort zu Boden gesackt. Danach habe der Angeklagte seinen Kopf auf die Badewanne gedrückt und versucht, immer weiter zuzustechen.

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Täter wollte nach Ungarn fliehen

Im Prozess hatte der Angeklagte von Betrug gesprochen. Der Pizzeriabetreiber habe ihn mit gezinkten Karten um sein Geld gebracht. Er habe den 48-Jährigen aber nicht angegriffen, sondern sich nur gewehrt. Der Pizzeriabetreiber sei im Gerangel verletzt worden. Genau das sahen die Richter jedoch anders.

Nach der Tat war der Angeklagte mit mindestens 2200 Euro des schwer verletzten Opfers geflohen. Er hatte später an der ungarisch-serbischen Grenze festgenommen werden können. Was genau bei der Pokerrunde passiert ist, konnten die Richter nicht feststellen. Sie sind jedoch überzeugt, dass nicht mit gezinkten Karten gespielt worden ist.

Neben der fünfjährigen Haftstrafe ist im Urteil außerdem festgelegt worden, dass der Angeklagte die 2200 Euro zurückzahlen muss – plus 8000 Euro Schmerzensgeld. Zudem muss er auch für eventuelle Folgeschäden aufkommen, die mit der Schnittverletzung in Zusammenhang stehen.

Die Verteidigung hatte Freispruch wegen Notwehr beantragt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

jh