Die Titelverteidigung bei den Olympischen Spielen 2026 in Italien wird Bob-Pilotin Laura Nolte aus Unna definitiv nicht wie erhofft angehen können. Und das aus einem kuriosen Grund.
Wie Giovanni Malago, Orga-Chef der Olympischen Spiele 2026 in Mailand und Cortina D’Ampezzo, Anfang der Woche beim jährlichen Kongress des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) im indischen Mumbai ankündigte, werden die Bob-, Rodel-, und Skeleton-Wettbewerbe nicht am geplanten Olympia-Standort stattfinden. Der Grund dafür ist unfassbar.
Es gibt schlichtweg keine Bob- und Rodelbahn in Cortina. Und seit Kurzem steht fest, dass bis zu den Olympischen Spielen auch kein neuer Eiskanal gebaut werden wird. Warum? Es hat sich niemand auf die Ausschreibung beworben, somit kann die Anlage nicht errichtet werden.
„Da fühlt man sich als Sportler doch komplett veräppelt. Italien bewirbt sich um die Ausrichtung der Spiele und schon hier war klar, dass die Bahn in Cortina wieder aufgebaut werden muss“, hat Laura Nolte eine klare Meinung. „Und jetzt kommen sie einfach daher und nehmen allen Kufensportlern mal eben so komplett das olympische Flair weg.“
Austragungsort offen - nur ein Gefühl von „Olympia Light“
In der Tat ist durch die Entscheidung der Italiener genau das passiert. Ob in Innsbruck, St, Moritz, oder sonst wo. Egal wo auch immer die Wettbewerbe der Kufensportler nun stattfinden, es wird maximal ein Gefühl von „Olympia-Light“ aufkommen. Denn die Magie des olympischen Dorfes mit dem Kontakt zu den anderen Sportlerinnen und Sportlern aus Deutschland und dem Rest der Welt wird genau so fehlen, wie die Siegesfeiern auf der Medal Plaza oder der Besuch bei anderen Wettkämpfen.

„Wir deutschen Bobfahrer, Rodler und Skeletonis sind doch nur knapp 40 Leute. Kein olympisches Dorf, keine anderen Disziplinen, einfach nichts. Leider wird so der olympische Gedanke komplett ad absurdum geführt“, macht Nolte aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl. „Dabei haben wir uns nach den Spielen von Peking, die noch unter Corona-Einfluss standen, so sehr auf Olympia-Feeling in Europa gefreut.“
Verbände ducken sich weg
Einmal in Rage, bekommt auch der Internationale Bob- und Schlittensportverband (IBSF) sein Fett weg. „Leider wurden wir Sportler über die aktuellen Geschehnisse wenig bis gar nicht informiert“, schimpft die Zweier-Olympiasiegerin. „Der Verband schweigt still und wir haben die News, die ja schon als Gerücht seit Längerem durch die Szene geisterte, aus den Medien erfahren.“
Und das IOC? Versteckt sich einmal mehr hinter fadenscheinigen Ausreden! „Aus Nachhaltigkeitsgründen werde die Bahn nicht gebaut“, hieß es, nachdem das Kind final in den Brunnen gefallen war. „Der Neubau in Cortina wäre ganz sicher nachhaltiger gewesen als der Bau der letzten drei Bahnen in Peking, Sotchi und Pyeongchang, wo bislang nie wieder Weltcups stattgefunden haben“, geht die Weltmeisterin auch hier mit den Verantwortlichen zurecht hart ins Gericht.

Die Bahn in Italien hätte man hingegen wunderbar in den Weltcup-Kalender integrieren können, findet nicht nur Nolte. Auch hätte der italienische Verband endlich wieder einen eigenen Eiskanal gehabt, für seinen Nachwuchs und für die Spitzensportler. Aktuell karrt man die Athleten im Winter von Bahn zu Bahn außerhalb Italiens, nur um Trainingsbetrieb zu ermöglichen. „Und hier muss man für jede einzelne Fahrt sehr viel Geld bezahlen“, weiß Nolte. Mit einer eigenen Eisrinne im Land wäre das sicher günstiger geworden. Und nachhaltiger.
Novum in der Geschichte
Aber auch die italienischen Sportler wurden von der Entscheidung mit voller Wucht getroffen. „Die trifft es ja noch viel härter. Ich hatte Kontakt mit Bobfahrer Patrick Baumgartner und der Skeletoni Valentina Margaglio“, zeigt die mehrfache Weltcup-Siegerin auch hier Mitleid. „Beide kommen aus Italien und haben auf Olympische Spiele in ihrer Heimat hin gefiebert. Diese Vision hat man ihnen nun genommen.“
Seit 102 Jahren wird es bei olympischen Winterspielen also erstmals so sein, dass Bob-, Rodel- und Skeleton-Medaillen nicht im Land des Gastgebers ausgefahren werden. Und das nur, weil der italienische Staat und der Veranstalter es seit der Olympia-Vergabe im Sommer 2019 nicht geschafft hat, jemanden zu finden, der einen Eiskanal baut. „Da fehlen mir schlichtweg die Worte“, klagt Laura Nolte.