Blutsauger verführt mit Pomp und Pathos

„Tanz der Vampire“ in Köln

Das Musical „Tanz der Vampire“ stellt im Musical Dome Köln die lustvolle Seite der Beißerei heraus. Die Ausstattung und die Tanzszenen sind wunderbar, aber die Musik ist manchmal einfach zu bombastisch.

von Kai-Uwe Brinkmann

Köln

, 23.02.2018, 17:53 Uhr / Lesedauer: 1 min
Die Choreografie für tanzende Untote erinnert ein wenig an den Videoclip zu Michael Jacksons „Thriller“. Foto: Hauer

Die Choreografie für tanzende Untote erinnert ein wenig an den Videoclip zu Michael Jacksons „Thriller“. Foto: Hauer

Mit dem Film im Rücken ist das Musical „Tanz der Vampire“ sofort eine Marke. Im Kölner Musical Dome wird Roman Polanskis Regiefassung gespielt, die andere Akzente als das Kino setzt: So hat das ewige Leben eine tragische Färbung, wenn Graf Krolock (David Arnsperger) toten Liebschaften nachtrauert.

Die zweite Hälfte verspricht am meisten Spaß



Und die Blutsaugerei ist Erotik pur, ein Akt, der Lust und Spaß machen soll. Was er vor allem nach der Pause tut, wo die Inszenierung in Humor, Choreografie, Bühnenbild und Vampirmagie zu großer Form aufläuft.

Anfangs sind wir im Gasthof, wo Prof. Abronsius (Victor Petersen) und Alfred (Tom van der Veen) absteigen. Nachts steht ein Verführer mit Umhang auf dem Dach, der der jungen Sarah (Maureen MacGillavry) einen rauschenden Ball verspricht.
Die Musik stammt von Jim Steinman, dem das Etikett „Wagner des Rock“ anhaftet, weil seine Kompositionen für Meat Loaf viel Bombast atmen.

Die Musik reicht von rockig bis sinfonisch



Pomp und Pathos hört man auch im „Tanz der Vampire“, was fehlt, sind eingängige Melodien. Bekannt sind nur die Harmonien von „Totale Finsternis“, nach dem Bonnie Tyler-Hit „Total Eclipse Of The Heart“. Die Musik des zwölfköpfigen Live-Orchesters ist mal hämmernd rockig, mal wuchtig sinfonisch und lädt zur Kraft-Singerei ein. Und MacGillavry hat Stimmpower bis an die Schmerzgrenze.

Nicht bei allen sind Michael Kunzes Texte so gut verständlich wie bei David Arnsperger. Lob gebührt auch Victor Petersen, dessen Professor in der Bücherei einen tollen Verbal-Slapstick hinlegt.

Kostüme aus mehreren Jahrhunderten



Amüsant ist das Geturtel zwischen dem Adonis Herbert (Christian Funk) und Alfred. Schön die Choreografie für die Untoten am Grab, wo sie schmucke Kostüme aus Mittelalter, Barock, Rokoko tragen – fast wie im Video zu „Thriller“.

Was das Stück in die Gewinnzone hievt, ist das Visuelle, Ausstattung, Tanz, Bühnenbild. Wunderbar, wie der Friedhof als schiefe Ebene aufklappt, wie Sarkophage in der Gruft einparken. Stark.

Termine im Musical Dome Köln: bis 29.9., Karten: Tel. (01806) 101111.
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