Bis zu 300.000 Euro: Ur-Apple unter dem Hammer

Rekordverdächtige Versteigerung

Kassettenrekorder, Bildschirm, Tastatur und eine grüne Platine: Der erste Apple-Heimcomputer bestand aus einer überschaubaren Zahl von Bauteilen. Heute geben Sammler mitunter ein Vermögen für einen „Apple I“ aus. In Köln hofft ein Auktionshaus auf ein sattes Gebot.

KÖLN

, 18.05.2017, 11:52 Uhr / Lesedauer: 3 min

„Mit der Rechenkapazität, die dieses Ding hier hat, können Sie heute noch nicht einmal eine E-Mail schreiben“, sagt Uwe Breker, während er auf eine grüne Platine mit zahllosen Steckverbindungen, silbernen Lötpunkten und kleinen Kabeln blickt. Die Eckdaten: 4 Kilobyte Hauptspeicher bot das Gerät. Aktuelle Windows-10-Rechner sollten mit mindestens 4 Gigabyte eine Million mal so viel RAM-Speicher bieten. Auch der Prozessor mit seinen rund 1 Megahertz reichte gerade einmal für rudimentäre Anwendungen.

Ein Stück Geschichte

Um Rechenleistung geht es bei dem Gerät vor ihm aber auch gar nicht - sondern um Geschichte. Entwickelt von Apple-Mitbegründer Steve Wozniak, steht der „Apple I“ für den Beginn der Verbreitung von Heimcomputern. „Woz“ lötete damals die Rechner noch eigenhändig zusammen - in der Garage der Eltern seines Freundes Steve Jobs.

Am Samstag (20. Mai) will Breker so einen „Apple I“ verkaufen. Er ist Chef eines Auktionshauses mit speziellem Portfolio. „Auction Team“ steht am Eingang des schlichten Betonbaus in Köln-Godorf. Für Technik-Fans versteckt sich hinter den grauen Fassaden allerdings ein wahres Paradies. Alte Schreibmaschinen, Telefone oder Musikinstrumente: Alles, was mit Technik zu tun hat, sammelt und versteigert Breker. Hauptsache es hat Geschichte.

Jahr für Jahr organisiert das Team vier Auktionen, Bieter aus aller Welt reisen an oder schalten sich telefonisch dazu. So schickte beispielsweise Microsoft-Mitgründer Paul Allen 2013 seinen Kunstagenten vorbei, um die erste serienmäßig gefertigte Schreibmaschine zu erstehen, wie Breker berichtet.

Neuer Besitzer gesucht

Am Samstag will der Auktionshaus-Chef nun auch für den „Apple I“ einen neuen Besitzer finden. Laut IT-Experte Mike Willegal sind nur noch acht funktionstüchtige „Apple I“-Computer aus der Gründerzeit von Apple weltweit erhalten, erklärt Breker. Die Programme werden über einen simplen Kassettenrekorder auf das Gerät gespielt. „Für damalige Verhältnisse konnte der Apple I schon ziemlich viel“, sagt er. „Man konnte damit rechnen, Texte schreiben, sogar ein Grafikprogramm konnte aufgespielt werden.“ Vor etwa einem Jahr, so erzählt es Breker, habe sich ein älterer Herr aus den USA bei dem Spezial-Auktionshaus gemeldet, der den „Apple I“ loswerden wollte. Jahrelang habe das Stück bei ihm in der Garage gestanden.

Der Auktionshaus-Chef hat in der Vergangenheit schon mehrere „Apple I“ versteigert. Diesmal erhofft er sich einen Erlös von etwa 180 000 bis 300 000 Euro. Bei einem damaligen Verkaufspreis von 666,66 US-Dollar pro Stück eine enorme Wertsteigerung. „Der Wert des Gerätes ist heute so hoch, weil damals nur sehr geringe Stückzahlen produziert wurden. Das Ding ist in der Garage entstanden, für Sammler ist gerade dieses Individuelle beim „Apple I“ interessant“, erklärt Andreas Lange vom Computerspiele-Museum in Berlin.

Eine Inspirationsquelle

Solche Technik-Antiquitäten seien zudem eine Inspirationsquelle für neue Geräte, sagt Lange, „die Vermittlung von Vergangenheit ist wichtig für die Innovation.“ Digitale Kultur zu sammeln wird allerdings zunehmend schwieriger - sie ist heute oft virtuell und nicht mehr an bestimmte Geräte gebunden. Deswegen erwartet Andreas Lange einen Trend in Richtung Vergangenheit: „Als Menschen lieben wir Dinge, die man wirklich anfassen kann. Virtuelle Clouds auf irgendwelchen Servern sind für uns ziemlich abstrakt, Haptisches könnte also bald wieder mehr Bedeutung bekommen.“

Der Kölner „Apple I“ ist eine sehr haptische Erfahrung. Es wird sich zeigen, wie viel Sammler bereit sind, für einen Rechner aus der Jobs-Garage zu zahlen.

Auf den Müll geworfen

Viel Geld für einen Apple I, nämlich 200.000 Dollar, ließ sich eine Witwe in San Francisco entgehen. Nachdem ihr Mann gestorben war, mistete sie im Jahr 2015 die Garage der Familie aus. Den Rechner, den sie dort fand, schleppte sie zu einem nahe gelegenen Schrottplatz. Die Recycling-Firma erkannte jedoch den Wert des vermeintlichen Elektroschrotts - und versteigerte ihn.

Die Hälfte des Gewinns wollte die Firma anschließend der unbekannten Frau übergeben und stellte einen Scheck über 100.000 Dollar für sie aus, wie damals die News-Seite "mercurynews.com" berichtete. Doch die Suche nach der Frau blieb erfolglos. 

mit dpa