«Biathlon-Kaiser» Frank Ullrich wird 50
Der Franz Beckenbauer des Biathlons wird am 24. Januar 50 Jahre alt. Im Gegensatz zum Fußball-«Kaiser» hat Frank Ullrich allerdings Weltmeistertitel und Olympiasiege als Aktiver und Bundestrainer gleich mehrfach gefeiert.
Die Party zu seinem Jubiläum dagegen wollte er ausfallen lassen. «Das meinst du doch nicht im Ernst», habe seine Frau gesagt, als der aus dem thüringischen Trusetal stammende Männer-Bundestrainer den 24. Januar als Anreisetag fürs WM-Trainingslager in Ridnaun festgelegt hatte. «Ich bin kein Freund großer Feierlichkeiten. Erst ab dem 80. werde ich meine Geburtstage groß feiern», bemerkte er - verschob die Fahrt nach Südtirol dennoch um einen Tag.
In Ullrichs Geburtsjahr 1958 gab es die erste Biathlon- Weltmeisterschaft. Als 20 Jahre später erstmals Welttitelträger mit dem noch heute benutzen Kleinkalibergewehr ermittelt wurden, gewann der Oberhofer Sportsoldat den Premierentitel im Sprint. Schon zwei Jahre vorher gehörte er - noch mit dem Großkalibergewehr, von dessen Lautstärke er auch einen leichten Hörschaden hat - als 18-Jähriger zur bronzenen DDR-Olympia-Staffel.
Seinem ersten WM-Titel bei den Männern folgten acht weitere. Damit steht Ullrich noch immer an der fünften Stelle unter den Mehrfach- Weltmeistern - und das, obwohl zu seiner Zeit jährlich nur drei und damit halb so viele WM-Titel wie heute vergeben wurden. «Der Olympiasieg 1980 und die vier Weltcuperfolge sind aber meine wertvollsten Ergebnisse als Aktiver», meint er. Als Trainer schätzt er die vier Olympiasiege von Turin sowie direkt dahinter den Staffel- Erfolg bei der Heim-WM 2004 in Oberhof als herausragend ein.
Aber Frank Ullrich musste auch einige Schicksalsschläge verkraften. Seine erste Frau verlor er als 25-Jähriger durch eine heimtückische Krankheit. Ein Jahr später starb seine Schwester. In jener Zeit musste er das Biathlon-Gewehr wegen Rückenbeschwerden in die Waffenkammer stellen. Er stürzte sich ins Studium, fand Spaß am wissenschaftlich fundierten Training, das bis heute die Arbeit des Diplomsportlehrers prägt.
Dabei gilt Ullrich als Biathlon-Besessener, der nichts dem Zufall überlässt. Immer war der Bewegungssüchtige ein nimmermüder Motivator und Antreiber. Noch heute liefert er sich auf dem Rad Duelle mit seinen Männern. Sich zu quälen, sei ganz wichtig. Im Wettkampf könne man das alles nur abrufen, wenn man es sich im Training erarbeitet habe. Dazu will er die jungen Burschen befähigen. «Mich hätte es früher mächtig gewurmt, wenn ein alter Mann an mir vorbeigefahren wäre», erzählt der erfolgreichste Biathlon-Männertrainer des Deutschen Skiverbandes schmunzelnd.
Auch wenn Frank Ullrich beim Aufbau seiner neuen Olympia-Mannschaft im Übergangswinter nach dem Abschied der Erfolgsgaranten Sven Fischer und Ricco Groß lockerer und gelassener denn je wirkt, an seinen Plänen und seinem Charakter hat das nichts geändert. Er will Weltspitze produzieren - und mischt sich deshalb ein. Auch außerhalb seines direkten Wirkungsbereichs.
Die Koordination zwischen Berufsausbildung und Sport hält er für ungenügend («Ich hatte in der Abi-Vorbereitung Einzelunterricht sogar in den Trainingslagern»), und als Berufssoldat kritisiert er die geplante Modernisierung der Oberhofer Bundeswehrkaserne. «Für das Geld hätte man auf dem Gelände ein Haus der Athleten bauen sollen, damit auch Sportler der Bundespolizei oder des Zolls weiter von unseren guten Trainingsbedingungen profitieren können», regte er im Interesse der Nationalmannschaft an.