Bewegende Oper „Die Passagierin“ handelt von Auschwitz
Musiktheater im Revier
"Die Passagierin" nennt der polnische Komponist Mieczyslaw Weinberg seine Oper, die er 1968 geschrieben hat, die aber erst 2010 in Bregenz uraufgeführt wurde - und seitdem muss man Weinberg zu den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts zählen.

Szene aus der bewegenden Oper „Die Passagierin“ im Musiktheater im Revier
Die Premiere der Oper im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen ist nun in der Tat ein wirkliches Ereignis: Dank an den Intendanten Schulz, an die bedeutende Regisseurin Gabriele Rech, Dank an das Orchester und seinen Dirigenten Rauhalammi und Dank an das große Ensemble, das diesem Werk nun auch im Revier zu einem erschütternden Erfolg verholfen hat.
Novelle von Zofia Posmysz
Die Idee zur Oper verdankt Weinberg der Novelle "Die Passagierin", die die Autorin Zofia Posmysz, die Auschwitz überlebte, 1962 geschrieben hat. Die 92-Jährige ließ es sich nicht nehmen, zur Aufführung ins Revier zu kommen, und sie erlebte staunend die Begeisterung des Premierenpublikums. In der Oper geht es, wie in der Novelle, um Auschwitz und um seine Nachwirkung.
Es gibt nur ein Bühnenbild: das Deck eines Schiffes. Hier entdeckt Lisa, damals Aufseherin in Auschwitz, eine Frau aus dem Gefangenenlager, an deren Schicksal sie sich mitschuldig fühlt - und so wird das Schiffsdeck zur Metapher einer Reise ins Ungewisse.
Zerreißprobe
Die Szenen von damals kehren albtraumartig wieder und überlagern die Gegenwart, und das kommt gleichzeitig, als eine Art Zerreißprobe, auf die Schiffsbühne. Gabriele Rech tut das Richtige, sie ändert die Bühnenorte nicht, sondern lässt sie aufeinanderprallen, und das hört man dann auch im Kontrapunkt der Musik und erreicht so zugleich Auge und Ohr.
Es ist anzunehmen, dass weitere Bühnen dieses außerordentliche Werk bald auf ihren Spielplan setzen werden. Es wäre zu wünschen, dass auch sie dann die symbolische Strahlkraft dieser Inszenierung erreichen.