„Wir haben Anklage erhoben“, sagt Staatsanwältin Gülkiz Yazir über den aktuellen Stand im Bergkamener Cold Case Josef Milata. Der 66-jährige Rentner mit Kontakt in die homosexuelle Szene war im Jahr 1986 in seiner Wohnung an der Jahnstraße in Bergamen-Oberaden brutal ermordet worden. Erst moderne Ermittlungsmethoden hatten die Kriminalpolizei auf die Spur eines möglichen Täters gebracht. Dass es mutmaßlich sogar zwei waren, darauf weist die Spurenlage ebenfalls hin.
„Der Richter hat am vergangenen Freitag, 5. Juli, die Zustellung der Anklage veranlasst“, erklärte die Staatsanwältin auf Anfrage. Die sollte inzwischen bei den Prozessbeteiligten eingetroffen sein, weshalb Gülkiz Yazir nähere Details zum Stand der Ermittlungen bekannt gibt.
„Weil der Angeklagte zur Tatzeit Heranwachsender war, ging die Anklageschrift der Jugendkammer des Landgerichts zu“, erklärte die Staatsanwältin. Der Vorwurf gegen den damals 18-Jährigen aus Bergkamen lautet auf Mord durch gemeinschaftliches Handeln mit einer weiteren männlichen und bislang unbekannten Person.
Bei der Angabe des Tatmotivs nutzt die Staatsanwaltschaft die juristische Möglichkeit der Wahlfeststellung. „Entweder wurde aus Habgier getötet, um damit eine weitere Straftat zu ermöglichen“, erklärt die Staatsanwältin, was sich hinter dem Begriff verbirgt. Oder es wurde der Mord begangenen, um eine begangene Straftat zu verdecken, bei der die Täter eventuell vom Opfer erwischt wurden. „Die für eine Mordanklage notwendigen Mordmerkmale sind damit vorhanden, zwei stehen allerdings im Alternativ-Verhältnis zueinander“, erklärte Yazir.

Die Ermittlungen in dem Cold Case basierten anfangs zunächst auf der Spurenlage und der Auswertung alter Zeugenaussagen. Dann gab es im April eine Festnahme im Nahbereich des Bergkamener Nordbergs. „Der Tatverdächtige bestritt zunächst, überhaupt in der Wohnung gewesen zu sein“, schilderte die Staatsanwältin den Verlauf der vergangenen Wochen.
In einem Zeitungs-Interview hatte die Frau des Angeklagten dem Journalisten gegenüber jedoch angegeben, dass ihr Mann in der Wohnung nur geraucht habe. „In der darauf folgenden Vernehmung hat sich der Verdächtige dann dazu eingelassen, dass er wirklich in der Wohnung gewesen war. Aber er bestreitet weiterhin die Tat“, betonte Gülkiz Yazir.

Ein engeres Verhältnis des heute 56-jährigen Bergkameners zum Mordopfer Josef Milata hätte sich bei den Ermittlungen nicht ergeben, erklärte die Staatsanwältin. „Man kannte sich wohl aus der Gaststätte Jahnstuben, aber nicht näher“, erklärte Yazir.
Konkrete Anhaltspunkte, wer der zweite an der Tat beteiligte Mann gewesen sein könnte, haben Staatsanwältin und Kripo aktuell nicht. „Da bräuchte es wirklich Hinweise aus der Bevölkerung“, sagt Yazir. Sie glaubt, dass die auch noch kommen könnten. „Der Angeschuldigte hat bislang noch nichts zu dem anderen Mann gesagt. Aber vielleicht wird er das zu Prozessbeginn tun.“ Bislang lägen den Ermittlungsbehörden aber keine Täterbeschreibung oder Erkenntnisse zu dessen Kleidung vor. „Anhand der Tatbegehung und der unterschiedlichen Verletzungen durch unterschiedliche Tatwerkzeuge gehen wir aber davon aus, dass es sich um zwei Täter handelt.“
Unschuldsvermutung gilt, aber: „Das ist ein gutes Gefühl“
Trotz der Anklageerhebung und ihrer Überzeugung, den richtigen Mann erwischt zu haben, kann die Staatsanwältin die in Deutschland geltende Unschuldsvermutung bis zu einer Verurteilung durch ein Gericht nicht außer Acht lassen. Deshalb will sie sich jetzt noch nicht vielleicht verfrüht über einen Ermittlungserfolg im Bergkamener Cold Case freuen. „Für uns ist ein hinreichender Tatverdacht begründet“, erklärt die Staatsanwältin, „und wenn der Fall dann vor Gericht verhandelt wird, dann ist das erstmal ein gutes Gefühl.“