Belgiens Atomkraftwerke: NRW-Ministerin ist besorgt
Atomkraft
Belgien will die Laufzeit seiner Atomkraftwerke verlängern. NRW-Städte sollen deshalb ihre Notfallpläne überarbeiten.

NRW-Ministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) hat den belgischen Atombeschluss kritisiert. © Marius Becker/dpa/Archivbild
NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser hat Belgiens Entscheidung für eine Laufzeit-Verlängerung der Atomkraftwerke kritisiert. „Angesichts der sicherheitstechnischen Probleme einzelner Reaktoren in der Vergangenheit ist der geplante Weiterbetrieb der Kernkraftwerke Tihange 3 und Doel 4 mit Sorge zu sehen“, sagte die CDU-Politikerin der „Rheinischen Post“ (Dienstag). Die Landesregierung werde sich für eine „eine intensive und strenge Überprüfung aller Sicherheitsanforderungen“ eisnetzen. Es handele sich zwar um eine souveräne Entscheidung des belgischen Staates, die Interessen angrenzender Staaten müssten aber berücksichtig werden.
Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte der RP: „Wichtig ist, dass potenziell betroffene Menschen im Fall eines Falles gewarnt werden.“ Sein Ministerium habe Kreise und kreisfreie Städte aufgefordert, ihre Notfallplanungen für den Fall einer Havarie zu überarbeiten.
Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen (parteilos) appellierte an die belgische Regierung, die beiden Atomkraftwerke vollständig abzuschalten. Dass Belgien die Neuausrichtung der Energiepolitik bisher verschlafen habe und zu wenig auf Wind und Wasser setze, dürfe nicht zu Lasten der Menschen in der Grenzregion gehen. „Wir wünschen uns, dass unser Nachbar sehr viel schneller auf Erneuerbare Energien setzt“, erklärte Keupen.
Die belgische Regierung hatte am vergangenen Freitag mitgeteilt, dass Block 3 des Atomkraftwerkes Tihange nahe der deutschen Grenze und Block 4 des Kraftwerkes Doel bei Antwerpen zehn Jahre länger laufen sollen - bis mindestens Ende 2035. Mit der Verschiebung des Atomausstiegs will Belgien auch wegen des Krieges in der Ukraine und zuletzt stark gestiegener Energiepreise seine Energiesicherheit gewährleisten.

Das Atomkraftwerk Tihange steht am Ufer des Flusses Maas. © picture alliance/dpa/BELGA
Nordrhein-Westfalen hatte bereits Sicherheitsbedenken geäußert und die intensive Prüfung der Anlagen gefordert. NRW kritisiert seit langem die störanfälligen Reaktoren in Belgien. Auch die Stadt Aachen und die Bundesregierung hatten in der Vergangenheit deswegen mehrfach gefordert, die Reaktoren stillzulegen. Die ältesten stammen aus den 1970er Jahren. Die Städteregion Aachen und ihre Partner in Luxemburg und den Niederlanden waren zuletzt mit Klagen in Brüssel gescheitert. Dabei war es allerdings um den Reaktor Tihange 2 gegangen. Wegen kleiner Risse im Betonschutz des Reaktors ist die Sicherheit des Meilers umstritten.
dpa
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