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Bekannte Uni-Buchhandlung in Bochum gibt sich geschlagen
Bücher
Die Traditionsbuchhandlung Schaten im Bochumer Uni-Center muss schließen – zumindest vor Ort. Die Gründe sind vielfältig. Die Betreiber hätten sich von vielen Seiten mehr Unterstützung erhofft.
Die Buchhandlung Schaten ist eine Legende in Bochum. Zum Ende des vergangenen Jahres musste sie nun ihre letzte Filiale schließen: Der Universitätsbuchhandlung im Uni-Center in der Bochumer Hustadt blieben die Kunden aus, weil Ruhr-Uni und Hochschule Bochum weitgehend auf Online-Lehre umgestellt haben, seit Corona umgeht.
„Bei normalem Lehrbetrieb sind manchmal 40- bis 50.000 Leute auf dem Unigelände unterwegs gewesen“, sagt Joachim Schaten, der das Unternehmen mit seiner Schwester Sylvia führt und die Universitätsbuchhandlung geleitet hat. „Seit März waren es nur noch rund 4000. Das hat sich natürlich auch auf uns ausgewirkt.“
Ein Riesen-Magnet für Buch-Interessierte sei zudem die Bibliothek der Ruhr-Uni gewesen. Momentan dürfen sich dort nur wenige Menschen mit vorher vereinbarten Abholterminen aufhalten.
Große Umsatzeinbuße
Joachim Schaten berichtet von Umsatzeinbrüchen bis zu 70 Prozent während des Semesters. Dazu kam schlechtes Timing: In den Sommermonaten, für die er spezielle Corona-Hilfen hätte beantragen können, lag der Umsatzverlust „nur“ bei 40 bis 50 Prozent und damit unter dem Wert, ab dem er Hilfsgelder bekommen hätte.
Seit 1972, also fast 50 Jahre, war Schaten im damals neu gegründeten Uni-Center aktiv. Die Läden in der Innenstadt hatte das Unternehmen schon vorher aufgegeben, unter anderem wegen der starken Konkurrenz durch den Filialisten Mayersche.
Schokolade zum Abschied
Als klar wurde, dass im Dezember 2020 wirklich Schluss sein würde, kamen viele Kunden mit Geschenken: „Irgendwann habe ich leicht zynisch zu meinen Mitarbeitern gesagt: Jetzt liegt alle Merci-Schokolade, die es um das Uni-Center zu kaufen gibt, in unserem Laden“, erinnert sich Joachim Schaten, den die Anteilnahme der Stammkunden doch sehr berührt hat.
Ernüchtert hat ihn allerdings, dass es vorher kaum Hilfe von Seiten der Universität gab. Erhofft hatte sich der Buchhändler etwa Aufrufe an die Online-Studierenden, ihren Bedarf doch bei Schaten statt beim Großkonzern im Internet zu bestellen. „Das hielt man für Wettbewerbsverzerrung.“
Einen generellen Rückgang der Nachfrage an gedruckten Büchern sieht Schaten jedenfalls nicht, und das Unternehmen verdient weiter Geld als Versandbuchhändler mit eigenem Lieferdienst.