Beier/Beier: 1 Jahr auf die Schwester gewartet
Die Geschwisterliebe von Eistänzer William Beier, der 18 Monate keine Wettkämpfe bestreiten konnte, weil seine Schwester Christina verletzt war, kann man nur verstehen, wenn man die gemeinsame Lebensgeschichte kennt.
Die Geschwisterliebe von Eistänzer William Beier, der 18 Monate keine Wettkämpfe bestreiten konnte, weil seine Schwester Christina verletzt war, kann man nur verstehen, wenn man die gemeinsame Lebensgeschichte kennt.
Wegen einer hartnäckigen Sehnenverletzung am Fuß drohte der 23-jährigen Wahl-Oberstdorferin das Karriere-Ende, doch der zwei Jahre ältere Bruder wartete geduldig, sprach ihr Mut zu und trainierte mit einem Besenstil als Ersatz auf dem Eis. Wäre es nicht seine Schwester gewesen, hätte sich der Halbasiate längst eine neue Partnerin gesucht.
«Ja, das ist schon etwas anderes. Wir hatten den Wunsch, zusammen weiterzulaufen, und ich bin froh, dass es wieder was geworden ist», sagte der Zeitsoldat bei der Europameisterschaft in Zagreb. Zusammengeschweißt hat die jungen Athleten nicht erst der Rückschlag mit der nicht heilenden Entzündung. Bereits im Alter von sechs und sieben Jahren waren sie auf sich allein gestellt, als sie von den heimatlichen Philippinen nach Deutschland reisten. Ihre Mutter hatte sie verlassen, ihr Vater war Deutscher. Schnee oder Eis kannten sie nicht. In Chemnitz, wo sie fortan bei Verwandten aufwuchsen, lernten sie das Schlittschuhlaufen. Um voranzukommen in ihrem heiß geliebten Sport, gingen sie mit 12 und 13 nach Dortmund, bezogen ihre erste eigene Wohnung.
Zu Starcoach Martin Skotnicky, der 2004 Kati Winkler und René Lohse zu WM-Bronze geführt und zuvor Weltmeister im Allgäu geformt hatte, gingen sie vor vier Jahren. Platz 13 bei der WM 2006 in Calgary war ein guter Schritt auf der schwierigen Karriere-Leiter im Eistanz. Dort hatte Christina Beier schon Schmerzen und ließ sich mit Cortison spritzen. «Wenn ich gewusst hätte, dass ich damit meine Karriere gefährde, hätte ich das nie gemacht», gibt sie zu.
Die Ärzte hatten sie gewarnt, doch sie wollte unbedingt starten. Die Folge: Das Gewebe um die entzündete Sehne löste sich auf, der Fuß ging nicht mehr in den Schuh. Erst eine monatelange homöopathische Behandlung mit Traubenzuckerspritzen brachte die dreimalige deutsche Meisterin zurück.
Nun gibt es ein neues Problem: Die Preisrichter. Für ihren Pflichttanz zur Yankee-Polka wurden die Geschwister am Dienstag in Zagreb auf Rang 16 eingestuft. «Das macht keinen Spaß, es geht ja gar nicht um die Leistung», sagte Skotnicky, der das Geduldsspiel aus 27 Jahren Trainerdasein kennt. Der 60-Jährige wird langsam müde, sich mit seinen Paaren regelmäßig in der Schlange anzustellen. Derzeit sucht er einen jungen Assistenten, der ihn und die Träume der Beiers von einer internationalen Medaille unterstützt.