Beckert: Mit zwei verschiedenen Schuhen aufs Podest
Patrick Beckert ist die große Hoffnung der deutschen Eisschnellläufer auf den ersten Podestplatz in dieser Saison. Nach der Absage von Sven Kramer steigen die Chancen des Erfurters. Eine Entzündung am Knöchel könnte beim Heim-Weltcup in Inzell für ein Kuriosum sorgen.

Patrick Beckert auf das Podest über 5000 Meter. Foto: Marc Müller
Der entzündete Knöchel sorgt bei jedem Training für Schmerzen. Doch Patrick Beckert lässt sich von dem Handicap nicht verrückt machen und will am Samstag beim Heim-Weltcup der Eisschnellläufer in Inzell auf das Podest über 5000 Meter.
«Zweimal bin ich in Amerika an den Top 3 vorbeigerutscht. Deshalb ist das Ziel für Inzell klar», sagte der Erfurter, der in der noch jungen Saison seine seit Sommer in der niederländischen Profi-Mannschaft Team4Gold gemachten Fortschritte eindrucksvoll nachweisen konnte.
Seit Saisonbeginn quält ihn schon der lädierte Fuß. «Die Knochenhaut hat sich entzündet. Und der starre Karbonschlittschuh drückt auf den Verband», schildert er seine Pein, um gleich anzufügen: «Im Wettkampf bin ich so voller Adrenalin, da merke ich das kaum. Aber im täglichen Training ist das schon ein Problem.»
Auch in Inzell wird er daher mit Schlittschuhen aus zwei verschiedenen Paaren laufen. «Ich habe den linken gleich zum Saisonbeginn wechseln müssen und da es ja zum Saisonbeginn mit den beiden vierten Plätzen und den deutschen Rekorden über 3000 und 10 000 Meter gut lief, bleibe ich wahrscheinlich erst mal dabei.» Wegen der präzise eingestellten Kufenkrümmung und des Schliffs ist ein Ad-Hoc-Wechsel kaum möglich.
Im schnellsten Rennen der Eislauf-Geschichte war der 25-Jährige in Salt Lake City in 12:55,01 Minuten als erster Deutscher unter der 13-Minuten-Schallmauer geblieben. Doch sein kanadischer Gegner Ted-Jan Bloemen fixierte mit 18 Sekunden Vorsprung einen unglaublichen Weltrekord. «Das war ein Superlauf von ihm - keine Frage. Doch unschlagbar ist er auf keinen Fall», sagte Beckert und plant nun in den bayerischen Alpen einen Angriff auf die Vormachtstellung des neuen Eis-Stars.
Doch er weiß auch: «Den Vorteil für uns, dass die Amerikaner und Kanadier nach dem Überflug noch einen Jetlag haben, gibt es diesmal nicht. Wir sind ja mit ihnen gemeinsam geflogen und hatte dieselbe Zeit zur Anpassung.» Als Vorteil für den Thüringer könnte sich erweisen, dass Rekordweltmeister Sven Kramer seinen Start in Inzell absagte. In beiden Rennen in Übersee war der niederländische Superstar vor dem besten deutschen Langstreckler ins Ziel gelaufen.
Selbst Cheftrainer Helge Jasch räumte die Fortschritte Beckerts durch das Training im neuen Umfeld von Heerenveen ein. «Er hat dort ideale Möglichkeiten. Und eine dichte Konkurrenz. Was für einen Holländer gut ist, sollte auch für einen Deutschen nicht schlecht sein», meinte er. Anfangs war der Wechsel Beckerts vom Stützpunkt Erfurt in die Niederlande vom Verband nicht von Beifall begleitet. Auch weil der Thüringer das Trainingssystem in Deutschland als antiquiert bezeichnet hatte und bei seinem Schritt sogar auf die lukrative Förderung der Bundeswehr verzichtete.
Auch Beckerts Schwester Stephanie will in Inzell zurückgewonnene Stabilität auf dem Eis demonstrieren. Über die B-Gruppe hat sie sich in Salt Lake City wieder in die Top 16 über 3000 Meter zurückgekämpft. Dort will auch die an Platz fünf in der Weltcup-Wertung rangierende Claudia Pechstein Punkte sammeln. «Es wäre schön, wenn ich meinen achten Platz von Calgary verbessern könnte», meinte die 43-Jährige vorsichtig. «Ich bin mir der Schwere der Aufgabe bewusst», sagte die Berlinerin, die auch mit dem Team in der Verfolgung die positiven Eindrücke von Übersee bestätigen möchte.