„Barbie“ Der Mattell-Film ist ein Märchen in Plastik-Pink

Von Kai-Uwe Brinkmann
„Barbie“: Ein Traum in Plastik-Pink
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Vor Jahren wackelte das Barbie-Imperium der Firma Mattel. Der Zeitgeist überholte die Produktlinie, er verlangte nach ethnischer Vielfalt, nach neuen Rollen für Puppenfrauen, nach Barbies ohne idealisierte Körper. Die Realität pochte ans Tor von Barbieland und wollte herein.

Mattel reagierte, warf Barbies mit neuer Optik und neuen Berufen auf den Markt, baute die TV-Präsenz der Marke aus und kam wieder in die Erfolgsspur.

Ein gewaltiger PR-Coup

Wenn jetzt der „Barbie“-Film von Greta Gerwig anläuft, genießt er riesiges Tamtam. Ein gewaltiger PR-Coup. Klingt aber auch zu irre: Margot Robbie spielt Barbie, Ryan Gosling den Ken.

Regie führt eine Hoffnungsträgerin des Independent-Kinos, definitiv nicht berühmt für restaurative Alte-Tanten-Unterhaltung. Was für ein Film wird das?

Bunte Perfektion

„Barbie“ ist ein knalliges Kinomärchen in Plastik und Pastell (mit Tanz und Gesang), zu bunt, um wahr zu sein. Die Heimat all der Püppchen heißt Barbieland, wo jeden Morgen die Sonne vom Himmel lacht. Susi Sorglos erhebt sich im pinken Puppenhaus, duscht, der Toast hüpft auf den Teller.

Bereit für den perfekten Tag, ein Tag wie gestern und vorgestern. Täglich grüßt das Murmeltier. Acht Uhr, neun Uhr, die Frisur sitzt. Die schnieken Klamotten auch. Vom Balkon winkt Barbie den Barbies nebenan. Girlie-Pop von Dua Lipa und anderen grundiert die gute Laune.

Ryan Gosling spielt Ken

Alles sieht aus wie ein dreifach überdrehtes Spießerparadies von Filmemacher Wes Anderson. Vor einer Kulisse aus Beach, Barbiemobil, Barbiehäusern etc. hat der blondierte Ryan Gosling seinen Auftritt als Ken.

Der Daseinszweck des Burschen liegt darin, Barbies Aufmerksamkeit zu erheischen, vielleicht ein Date. Pech gehabt, heute ist Mädels-Nacht! Ken schmollt.

Barbie sitzt am Steuer des Barbie-Mobil während Ken auf der Rückbank mit ihr redet und gelbe Inlineskater in der Hand hält.
Ryan Goslings Ken und Margot Robbies Barbie fahren nach Los Angeles in die reale Welt, samt Rollerblades. © Warner

Realitäts-Check in Los Angeles

Von vereinzelter Produktplatzierung kann keine Rede sein. Der Film zeigt nur Produkte der Barbie-Welt. Doch das Fabrikat des Robbie-Modells scheint makelhaft: Sprach sie eben vom Tod? Hat sie etwa Zellulitis? Da stimmt etwas nicht.

Die „weird“ Barbie (Kate McKinnon) hat einen Rat: „Du musst in die Realwelt. Finde heraus, wer mit Dir spielt!“ Barbie und Ken fahren also zum Realitäts-Check nach Los Angeles.

Meist zahmer Schabernack

Komödiantisch ist das meiste zahmer Schabernack. Immerhin: Barbie trifft Mädchen, die sie hassen. Ken sieht, dass Männer die Welt regieren und ruft daheim das Patriarchat aus.

Greta Gerwig hat gängige Vorbehalte gegen Mattels Industriepuppe in Dialoge eingeflochten (stereotype Magerkörper etc.). Sie verteilt wohlfeile Seitenhiebe gegen den Machismo, serviert Ironie mit dem Holzhammer.

Wenig Feminismus

Von einer (feministischen) Agenda bleibt aber nicht viel. Wie auch, wenn Mattel den Film produziert? Der Hersteller schluckt ein paar kleinere Kröten, seine Ware jedoch ist dank Gerwigs Film in aller Munde. Recht eindeutig, wer hier wen vor seinen Karren spannt.

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