Bandweberei ist ein Höhepunkt beim "Tag des offenen Denkmals"
14. September
Die alten Webstühle knattern rhythmisch, heben die Kettfäden an, ziehen die Schussfäden durch. Das alles geschieht rasant, aber nicht zu schnell, um mit dem bloßen Auge noch zu sehen, wie in der Bandweberei Kafka in Wuppertal feinste Schmuckbänder entstehen. Besucher können diese alte Art des Webens am "Tag des offenen Denkmals" erleben. Wie 1100 andere Objekte in NRW öffnet die Bandweberei am 14. September ihre Tore.

Weber André Homberg hat die alten Webstühle gemeinsam mit einem Kollegen immer im Auge. Er kontrolliert, ob die Fäden richtig laufen und ob eine Spule nachgelegt werden muss.
Mit den im großen Stil industriell hergestellten Bändern, die aus Synthetik gefertigt und an den Rändern verschweißt werden, kann und will sie sich gar nicht messen. „Wir füllen mit unseren fein gewebten Baumwollbändern eine Nische.“ Vor allem Trachtenhersteller bestellen die hochwertigen Bänder und Etiketten, aber auch für Stoffkollektionen und Dekorationen werden sie gerne genommen. 450 Muster stehen in verschiedenen Farbvarianten zur Auswahl – von Blumen über Ornamente bis hin zu Tieren. Auf Wunsch werden aber auch spezielle Motive angefertigt. Die Muster entstehen durch die Hebung und Senkung des Kettfadens. Wann der Kettfaden angehoben – und somit der Schussfaden sichtbar wird – steuern Lochkarten.
Mit einem Kartenschläger werden Löcher dem Muster entsprechend in stabile Pappen gestanzt. Ein Loch in der Karte bedeutet Fadenhebung, kein Loch Fadensenkung. Bis zu 850 einzelne Lochkarten werden anschließend zu einem Endlosband zusammengenäht und auf einem der 25 aktiven Webstühle installiert.
Früher war dies die Aufgabe anderer Angestellter, heute machen die beiden Weber alles selbst. Sie spulen das Garn von große auf kleine Rollen, was früher Spulfrauen übernahmen, kontrollieren und ölen die Maschinen. Nicht als Belastung, sondern als abwechslungsreich empfindet Weber André Homberg diese Aufgabe. Der 38-Jährige hat früher in einem modernen Betrieb gearbeitet, dort einfache Gummibänder hergestellt. „Es war immer dasselbe“, sagt er. Durch Zufall schaute er sich die alte Weberei an. „Als ich die alten Webstühle sah, war ich gleich Feuer und Flamme.“ Seit 2009 hat er die Webstühle immer im Auge, erklärt Interessierten mittwochs die in zwei Arbeitsräumen eng nebeneinander stehenden alten Maschinen. Am „Tag des offenen Denkmals“ werden Chefin Niehage und einige Helfer die Besucher mit den alten Schätzchen, die liebevoll „Oma“, „Max“ und „Moritz“ genannt werden, bekannt machen. Dann wird der Betrieb für einen Tag zum Museum.
Neben der Wuppertaler Bandweberei gibt es auch in vielen weiteren Städten der Region Neues zu entdecken. Eine begehbare Lochkamera, die Camera Obscura, ist in einem Wasserturm in Mülheim zu sehen, ein Kutscherhaus in Hattingen, die Ruine der Orangerie am Schloss Herten. In Dortmund und in Bochum stehen zahlreiche Kirchen offen, in Castrop-Rauxel erwartet das ehemalige Freibad „Parkbad Süd“ die Besucher und in Dorsten die Zeche Fürst Leopold.
Seit 1993 findet der „Tag des offenen Denkmals“ bundesweit am zweiten Sonntag im September statt. Bundesweit koordiniert wird er von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Grundgedanke ist es, einmal im Jahr historische Gebäude und Orte für Besucher zu öffnen, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind. Der Eintritt in der Regel kostenfrei.
Die Bandweberei Kafka an der Öhder Straße 47 in Wuppertal hat von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Die letzte Führung beginnt um 14.30 Uhr.
Das Gesamtprogramm des diesjährigen Denkmaltages, der am 14.9. unter dem Motto „Farbe“ steht, gibt es im Internet. Auf der toll gemachten Seite kann man sich alle teilnehmenden Denkmäler einer Region anzeigen lassen, nach Denkmalkategorien suchen und Touren zusammenstellen.