Autokäuferin dreist ausgetrickst: Tachostand war um 257.000 km „frisiert“

Betrug

Mit perfiden Tricks linkt eine Betrügerbande reihenweise An- und Verkäufer von Gebrauchtwagen. Jetzt steht ein weiterer Verdächtiger in Bochum vor Gericht.

Bochum/Herne

, 18.10.2022, 11:02 Uhr / Lesedauer: 1 min

Fünf Jahre nach einer Serie von betrügerischen An- und Verkäufen von Gebrauchtwagen in Herne und Umgebung muss sich seit Montag mit einem 64 Jahre alten Mann ein weiteres mutmaßliches Mitglied der so genannten „Tacho-Bande“ vor dem Bochumer Landgericht verantworten.

Im Mittelpunkt des Prozesses vor der 2. Strafkammer stehen knapp 30 An- und Verkäufe von Gebrauchtwagen der Marken Audi, BMW, Volkswagen und Mercedes Benz. Opfer der Trickbetrugsserie waren laut Anklage private An- und Verkäufer „von hochwertigen Mittel- und Oberklassefahrzeugen“. Die mit Abstand meisten angeklagten Taten fanden in Herne statt. Weitere Tatorte waren unter anderem Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck, Leverkusen und Heinsberg.

Die Tätergruppe soll aus mindestens 21 Männern bestanden haben, viele davon familiär verbunden, fast alle mit diversen Alias-Identitäten ausgestattet. Einer der Rädelsführer war ein Mann aus Herne, der bereits vor einigen Monaten am Bochumer Landgericht zu einer Haftstrafe von mehr als drei Jahren verurteilt worden ist.

Verkäufer wurden abgelenkt und Auto manipuliert

Um bereits den Ankaufspreis eines Gebrauchtwagens „drücken“ zu können, sollen Bandenmitglieder bei Besichtigungsterminen die Verkäufer abgelenkt und in einem unbeobachteten Moment Öl in den Kühlkreislauf eingespritzt haben, um so einen Schaden an der Zylinderkopfdichtung zu simulieren. Verkauft wurden die Gebrauchtwagen von der Bande hauptsächlich über die Plattform „mobile.de“. Die Käufer erhielten dabei laut Anklage gefälschte Scheckhefte. Außerdem waren offenbar bei fast allen Wagen die Kilometerstände massiv nach unten „gedreht“ worden. Im krassesten Fall lagen bei einem Verkauf eines Audi A6 an eine Hernerin im Februar 2017 zwischen der tatsächlichen Pkw-Laufleistung (395.000 Kilometer) und dem angezeigten Tachostand exakt 257.000 Kilometer.

Der jetzt Angeklagte wurde im April 2022 festgenommen und sitzt seitdem durchweg in U-Haft. Zu den Vorwürfen beschloss der 64-Jährige auf Anraten seines Verteidigers Boris Strube, vorerst zu schweigen. Für den Prozess sind noch Verhandlungstage bis zum 25. November anberaumt.