Autobahnstaus in NRW nehmen zu – ADAC: „Autobahnsystem in NRW droht der Kollaps“
Verkehr
Das Stauaufkommen in NRW nimmt wieder zu. Teilweise habe es sogar mehr und längere Staus als 2019 gegeben. Insgesamt sieben Autobahnen sind besonders betroffen.

Fahrzeuge stauen sich in der Nähe der Stadt Wetter auf der A1 vor einer Baustelle an der Brücke Vollmarstein. Die Autobahn zählt in diesem Bereich zu den zehn stauanfälligsten Autobahn-Strecken 2022 in Nordrhein-Westfalen. © picture alliance/dpa
Der ADAC warnt vor einer steigenden Staubelastung mit neuen Spitzenwerten auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen. „Wenn mit allmählicher Normalisierung der Corona-Situation der Pkw-Verkehr in kürzester Zeit wieder rasant ansteigt und noch mehr Menschen das Auto nutzen als vor der Pandemie, droht dem Autobahnsystem in Nordrhein-Westfalen ein Kollaps“, erklärte der ADAC Nordrhein am Donnerstag in seiner Staubilanz.
Damit es nicht dazu komme, sollte Homeoffice tageweise weiter möglich sein, sollten Angebote von Bus und Bahnen attraktiver sowie die Bau- und Sanierungsprozesse insbesondere bei Brücken beschleunigt werden.
Auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen hat die Zahl der Staus nach ADAC-Berechnungen im zweiten Corona-Jahr wieder deutlich zugenommen. Mit 215.500 Staumeldungen seien 2021 ein Drittel mehr als im ersten Corona-Jahr 2020 verzeichnet worden, teilte der ADAC Nordrhein am Donnerstag in seiner Staubilanz mit.
Die Staudauer nahm in Summe demnach sogar um über 40 Prozent auf 106.500 Stunden zu. Die Gesamtlänge aller Stauereignisse wuchs den Daten zufolge um 22 Prozent auf fast 240.000 Kilometer. Dabei wurden in die Zahlen neben Staus auch stockender Verkehr auf den Autobahnen einbezogen.
Das Stauaufkommen auf den NRW-Autobahnen liegt laut den Daten aber nach wie vor deutlich unter dem Niveau der Jahre vor der Pandemie: Im Vergleich zu 2019 wurden 2021 rund 15 Prozent weniger Staus gemeldet, die Staus waren in Summe nur etwa halb so lang und die Gesamtdauer war rund 38 Prozent kürzer, listete der ADAC auf.
Sieben Autobahnen in NRW sind besonders betroffen
Allerdings seien in den Monaten Juli bis September schon wieder mehr Staus als 2019 auf den Autobahnen in NRW verzeichnet worden. Berufspendler seien aus dem Homeoffice zwischenzeitlich wieder verstärkt ins Büro zurückgekehrt.
Auch besondere Ereignisse wie das Schneechaos im Februar oder die Hochwasserkatastrophe im Juli hätten das Staugeschehen beeinflusst. Zum Jahresende 2021 habe der Verkehr auf den meisten Autobahnen in NRW wegen der hohen Infektionszahlen und verschärften Corona-Verordnung dann aber wieder abgenommen.
Im bundesweiten Vergleich sei NRW weiter der Spitzenreiter: Knapp ein Drittel aller Stauereignisse entfielen 2021 unverändert auf das bevölkerungsreichste Bundesland. Die Staubelastungen war in NRW besonders hoch auf der A3, A40, A1, A46, A4, A59 und der A44.
Der Abschnitt mit den meisten Stauereignissen war 2021 die A46 zwischen Düsseldorf und Wuppertal. Auf der A3 zwischen Köln und Oberhausen brauchten Autofahrer die meiste Geduld: Hier sind Staudauer und Staulänge in der Summe am höchsten.
Den mit 26 Kilometern längsten Einzel-Stau in NRW gab es demnach am 7. April 2021 auf der A45 (Hagen - Gießen) zwischen den Anschlussstellen Freudenberg und Dillenburg.
Vollsperrung der Talbrücke auf der A45 ist großer Stautreiber
Die Vollsperrung der maroden Talbrücke Rahmede auf der Sauerlandlinie A45 hat nach ADAC-Daten zudem zu einer Vervielfachung der Staus im Bereich Lüdenscheid geführt. Vor der Brückensperrung seien im Oktober und November in Fahrtrichtung Gießen zwischen den Anschlussstellen Hagen-Süd und Lüdenscheid-Nord 75 Staus mit einer Gesamtlänge von 115 Kilometern und einer Dauer von 43 Stunden verzeichnet worden, teilte der ADAC mit.
Im Dezember gab es laut ADAC in diesem Abschnitt 505 Staus (plus 573 Prozent) mit 309 Kilometern Länge (plus 169 Prozent) und 396 Staustunden (plus 821 Prozent). Auch in Fahrtrichtung Norden hatte die Vollsperrung auf der A45 Folgen: Zwischen Lüdenscheid-Süd und Lüdenscheid stieg die Zahl der Staus im Dezember auf 114 (Oktober/November: 25).
Die Gesamtlänge nahm auf 139 Kilometer (58) und die Zahl der Staustunden auf 173 (7) zu. Trotz weiträumiger Umleitungsempfehlungen über die A1, A3 und A4 und einem generell schwächeren Verkehr im Monat Dezember sei es zu erheblichen Staus auf den Autobahnabschnitten der A45 jeweils vor der gesperrten Talbrücke gekommen. Bei diesen Daten sind laut ADAC die „katastrophalen Staus“ im nachgeordneten Straßennetz nicht erfasst.
Damit es nicht zu einem „Domino-Effekt“ komme, bei dem in NRW weitere Brücken gesperrt werden müssen, weil sie nicht mehr befahrbar sind, fordert der ADAC, die Brücken in kürzeren Abständen zu prüfen.
lnw