Ausstellung Energy im Lichtkunstmuseum Unna So schön kann Mathe leuchten

Ausstellung Energy: So schön kann Mathe leuchten
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Auch wer keine Ahnung von Mathematik hat, kann die neue Ausstellung im Zentrum für internationale Lichtkunst in Unna genießen. Die Schau „Energy“ zeigt zwar konkrete Kunst, die teils auf geometrischen Prinzipien beruht. Aber unter uns Mathe-Dummies: Im Prinzip reicht es völlig aus, ein Viereck als solches zu erkennen.

Rotes Zeichen ist Hingucker

Zum Beispiel bei den Werken von Heiner Thiel. Der bekannte Bildhauer arbeitet nur mit Stahl und zwei Neonröhren im 90-Grad-Winkel. Ganz automatisch ergänzen die Besucher das Licht im Kopf zu einem Quadrat. Noch einfacher, aber ein toller Hingucker ist das winzige rote &-Zeichen des Kölner Kunst-Duos Ursula Molitor & Vladimir Kuzmin.

Zu verdanken ist diese Ausstellung einem Sammler, nämlich dem Unternehmer Carl-Jürgen Schroth: imposante Gestalt, 76 Jahre alt, eine Art Irokesenhaarschnitt, begeisterter Motorradfahrer. 2006 verkaufte er seine Arnsberger Firma, die bis heute Spezialgurte zum Beispiel für Flugzeugpiloten und die Starships von Elon Musk herstellt.

Vom Unternehmer zum Sammler

Schroths berufliches Interesse am Design machte ihn privat zum Kunstsammler und mündete schließlich in seine „Stiftung Konzeptuelle Kunst“, die inklusive Zustiftungen inzwischen rund 2000 Werke umfasst, darunter eben auch Lichtkunst. Doch wie hatte Schroth den Direktor des Lichtkunstzentrums Unna, John Jaspers, eigentlich kennengelernt? Bei der Messe Art Cologne vor rund zehn Jahren hatte Schroth plötzlich ein Interview zur Lichtkunst geben müssen – und der andere Fachmann, der gleichzeitig befragt wurde, war Jaspers.

Aus der langjährigen Bekanntschaft hat sich nun eine Zusammenarbeit ergeben. In den Kellern der Lindenbrauerei in Unna, wo sich das Lichtkunstzentrum befindet, leuchten 15 großformatige Werke der Sammlung Schroth. Weitere 45 sind im Raum Schroth des Museums Wilhelm Morgner in Soest zu sehen. „Kunst muss gezeigt werden“, heißt das Credo des Sammlers.

Der „Grüne Lichtturm“ von Annette Sauermann
Der „Grüne Lichtturm“ von Annette Sauermann entstand im Jahr 2011. Die neue Schau „Energy“ läuft bis 25. Februar 2024. © Udo Hennes

Beim auffallenden Schriftzug „That´s what she said“ von Brent Birnbaum flackert das „s“. So verwandelt sich „she“ (auf deutsch sie) in „he“ (er). Das Ganze ist eigentlich ein flotter Spruch aus der US-TV-Serie „The Office“. Neuerdings passe er aber überraschend gut zur Gender-Problematik, erklärt Kuratorin Juliane Rogge.

Spannend ist auch das leuchtende „Yes“ von Bosse Sudenburg. Er hat das Wort aus den Abkürzungen für Yen, Euro und Dollar geschaffen und kritisiert damit die Finanzmärkte. Solche Werke ergeben diesmal eine politisch relevante, sehr welthaltige und bemerkenswerte Schau, die wie immer in Unna auch ausgesprochen ästhetisch wirkt.

Bedeutende Künstler

Die Schau in Unna wirkt etwas strenger als vorangegangene Ausstellungen. Dafür bietet sie jedoch weltbekannte Kunst auf, um die sich heute die Museen reißen, zum Beispiel mehrere Werke von François Morellet (1926-2016). Schroth hat ihn persönlich gekannt, erinnert sich gern an den humorvollen Franzosen, der nie lange ernst bleiben konnte. Morellets drei Meter breites Werk „p-Rococo neonly“ mag in Unna an einen Skorpion denken lassen, beruht aber auf der Zahl Pi.

Ein paar Meter weiter begeistert eine Art kunterbunter Rahmen unter dem Titel „Freud´s Waiting Room“. Künstler Spencer Finch hat dafür Wetterdaten aus dem Fenster von Sigmund Freuds Wartezimmer in Wien in Farbe übersetzt.

Eine Brainwave leuchtet die Wand an.
Die Welle „Brainwave“ verwandelt den Ausstellungsraum in eine Höhle. © Udo Hennes

Gehirnwellen verbinden Orte

Ein Hingucker ist „Brainwave“ (Geistesblitz) von Jan van Munster, der für seine Kunstwerke die eigenen Gehirnströme verwendet. Das Werk leuchtet eine Wand so raffiniert an, dass sich das Gefühl einer Höhle einstellt. Die Welle verbindet aber auch das Lichtkunstzentrum Unna mit der zweiten Hälfte der Schau. Eine 30 Meter lange, blaue „Brainwave“ schmückt nämlich das Museum Wilhelm Morgner in Soest ebenfalls.

Dieses Lichtkunstwerk aus der Sammlung von Carl-Jürgen Schroth (Foto) nimmt Bezug auf Sigmund Freud.
Dieses Lichtkunstwerk aus der Sammlung von Carl-Jürgen Schroth (Foto) nimmt Bezug auf Sigmund Freud. © Udo Hennes

Zentrum für internationale Lichtkunst in Unna: „Energy“, Lindenplatz 1, bis 25.2.24, Besuch nur mit Führung oder bei der „Offenen Begehung“ (14 Euro) an jedem ersten Sonntag im Monat (zum Beispiel 3.12.23/7.1.24). Tickets lassen sich bequem im Internet buchen oder unter Tel. (02303) 10 37 51.^Die zweite Hälfte der Schau ist ebenfalls vom bis 25.2.24 unter dem Titel „Energie“ im Raum Schroth im Museum Wilhelm Morgner (Foto) in Soest zu sehen, Thomästr. 1, Di/Mi/Fr 13-17 Uhr, Do 13-19 Uhr, Sa/So 11-17 Uhr, Eröffnung am 25.11. um 17 Uhr. Sehr zu empfehlen sind Kombi-Tickets (19 Euro) für beide Ausstellungen. Sie beinhalten auch das Ticket für die Fahrt zwischen Unna und Soest mit der Eurobahn (etwa 20 Minuten). Beide Museen müssen am gleichen Tag besucht werden. Mit einem Bummel über den Soester Weihnachtsmarkt (bis 22.12.23) wird zum Beispiel ein toller Tagesausflug daraus. www.lichtkunst-unna.de

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