„Aus nächster Distanz“: Kammerspiel um Leben und Tod
Zwei Frauen in geheimer Mission treffen in einer Hamburger Wohnung zusammen. Der Nahostkonflikt kettet Jüdin und Araberin für zwei Wochen aneinander.

Als Mossad-Geheimagentin Naomi soll Neta Riskin in einer Hamburger Wohnung eine libanesische Informantin beschützen. Foto: Gordon Timpen/NFP
Der Nahostkonflikt ist blutig und beherrscht seit Jahrzehnten die Nachrichten. Zwischen Israel und den arabischen Nachbarstaaten tobt ein unerbitterlicher Kampf.
Vor dieser Kulisse erzählt der Thriller „Aus nächster Distanz“ die Geschichte zweier Frauen, die durch die Auseinandersetzung aneinander gebunden sind. Die israelische Mossad-Geheimagentin Naomi (Neta Riskin) wird nach einer langen Dienstpause wieder reaktiviert und soll in einer Hamburger Wohnung eine libanesische Informantin beschützen. Mona (Golshifteh Farahani) wird in einem sogenannten Safehouse, einem sicheren Unterschlupf, versteckt gehalten. Um sich vor der Rache der Hisbollah zu schützen, musste Mona sich einer Gesichtsoperation unterziehen, von der sie sich noch erholt. Mit einer neuen Identität soll es für sie nach zwei Wochen nach Kanada gehen.
Naomi und Mona sind sich fremd. Mona vertraut nicht wirklich in die Fähigkeiten ihrer Beschützerin und Naomi fragt sich, ob ihr Schützling vielleicht doch noch auf der anderen Seite steht. Ein komplexes Verwirrspiel aus Verrat und Loyalität beginnt.
Der Film lebt von dem Spannungsverhältnis zwischen den beiden Frauen. Mona und Naomi pendeln immer wieder zwischen Entfremdung und Annäherung hin und her. Beide haben große Verluste erlitten und entdecken darin die Gemeinsamkeiten. Die beiden in Deutschland eher unbekannten Darstellerinnen überzeugen mit sehr viel Feingefühl. Die Action spielt sich erstmal außerhalb der vier Wände ab - in Erinnerungen und Fantasien.
In dieser kleinen Welt verzichtet der israelischer Regisseur Eran Riklis („Lemon Tree“) auf große Spezialeffekte. Stattdessen schafft er es, mit wohl dosierten Kniffen wie einem Telefonanruf oder ein paar Zufallsbegegnungen die Welt der Frauen ins Wanken zu bringen.
Doch das langgezogene Kammerspiel um die beiden Frauen langweilt an einigen Stellen und nimmt zum Teil auch abstruse Wendungen ein mit Schminktipps, Kindergeburtstag und einer angedeuteten Liebesbeziehung zwischen den beiden. Dagegen steht für das Filmfinale vergleichsweise wenig Platz zur Verfügung. Das Ende kommt abrupt und wird mit sehr viel mehr Tempo erzählt. Vorhersehbar ist es dagegen nicht.
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