Nach dem Tod von Rudi Assauer ist ein hässlicher Rechtsstreit um das Erbe der Schalke-Legende entstanden. Die Rede ist von verschwundenen Millionen und Veruntreuung von genau den Menschen, die ihm am nächsten standen. Nachdem das Testament von Rudi Assauer aus dem Jahr 2012 von einem Gutachter für ungültig erklärt wurde, war es zunächst ruhig geworden.
Assauers älteste Tochter Bettina Michel ist in dem Testament als Alleinerbin aufgeführt. Er war damals schon von seiner Demenzerkrankung gezeichnet, worin sich die Ungültigkeit des Testaments begründete. Als Assauer im Februar 2019 starb, beschränkte sich sein Besitz auf 15.000 Euro Bargeld, Firmenanteile im Wert von 25.000 Euro und einen zehn Jahre alten Opel. Der überschaubare Nachlass eines Mannes, der jahrelang Millionen verdiente und der ein echtes Schwergewicht in der Bundesliga war.
Seit 2012 wurde Assauer von seiner Tochter Bettina Michel in ihrem Haus in Herten-Langenbochum gepflegt, 2012 wurde auch die Ehe mit seiner Frau Britta geschieden. Das Vermögen Assauers wurde zu dem Zeitpunkt auf 2,3 Millionen Euro beziffert. Binnen weniger Jahre war der Großteil davon verschwunden. Neben der Tochter Bettina wird seit dem Tod des Managers auch gegen seine frühere Sekretärin Sabine Söldner und Prof. Dr. Heinz Bull ermittelt. Beide waren Bevollmächtigte Assauers.
Ein mysteriöses Darlehen
Wie Zeit online am 19. Dezember berichtete, steht jetzt noch eine andere Person unter Verdacht, sich an Assauer bereichert zu haben: Werner Kasper (72). Er trainiert seit Jahren Mannschaften in den unteren Fußball-Ligen, wurde gerade erst, am Heiligabend, beim Kreisligisten RW Dorsten als neuer Trainer der ersten Mannschaft vorgestellt. Der Verein teilte auf Anfrage mit, nichts von den Verwicklungen seines neuen Trainers in den Fall Assauer gewusst zu haben.
In der Zeit vor Assauers Rückzug vom Fußball-Geschäft soll Kasper einen engen Kontakt zum Schalke-Manager gepflegt haben. Öffentlich war er immer wieder mit ihm zu sehen. Die Zeit schrieb, Kasper sei dann 2018 wieder in Assauers Leben getreten. Die Konten seien da schon aufgelöst gewesen.
Ein halbes Jahr vor dem Tod Assauers, so die Zeit, hätten die Bevollmächtigten 260.000 Euro auf ein Konto von Kasper bei der Volksbank Ruhr-Mitte überwiesen. Verwendungszweck: „Rückzahlung Darlehen.“ In den Einnahmen und Ausgaben des Verstorbenen soll ein Darlehen von Kasper an den damals mutmaßlich noch vermögenden Assauer aber nicht zu finden sein. Allerdings habe Bettina Michel mittels einer Verfügungsberechtigung bis zum 24. Januar 2019 119.000 Euro von Kaspers Konto abgeholt, berichtet die Zeit unter Berufung auf Ermittlerkreise. Kasper habe ihr darüber hinaus auch bis Ende 2018 regelmäßig 3500 Euro monatlich überwiesen, insgesamt 21.000 Euro.
Um Bestätigung oder Dementi dieser Informationen gebeten, verwies die Recklinghäuser Polizei-Sprecherin Corinna Kutschke auf die Staatsanwaltschaft Essen. Diese ließ alle Anfragen zum Thema am Donnerstag (28.12.) aber unbeantwortet.
Werner Kasper sagt, er wolle jetzt aussagen
Werner Kasper selbst bezog jetzt aber auf Anfrage dieser Redaktion Stellung. Zu dem Vorwurf in dem Medienbericht, wonach er zwei Vorladungen der Ermittlungsbehörden zu einer Zeugenaussage nicht folgte, sagt er: „Ich habe nie einen Termin versäumt. Die erste Ladung kam gar nicht an, bei der zweiten war ich im Krankenhaus.“ Ein weiterer Termin stehe nun an, und den wolle er auch wahrnehmen.
Zu Kontobewegungen möchte er sich nicht öffentlich äußern, genauso wenig wie zu dem angeblichen Darlehen an Assauer bzw. dessen Konto-Bevollmächtigten. Zu Assauers Tochter Bettina Michel in Herten habe er weiterhin Kontakt: „Wir sind seit 15 Jahren befreundet.“ Er habe zwar nichts zu verbergen, sagt der Fußball-Trainer, da er seine Aussage aber erst noch machen müsse, wolle er das Thema nicht in der Öffentlichkeit breit treten.
Was ihn verwundere, sei „die große Zahl 2,3 Millionen Euro“. Auf diese Summe wurde bekanntlich Assauers Vermögen beziffert. Das sei aber „bei weitem“ nicht so hoch gewesen, sagt Kasper. „Diese Summe war nie vorhanden. Rudis letzte Aktion war 2006, als er bei Schalke aufhörte.“ Danach habe er laut dem frisch gebackenen Dorstener Kreisliga-Trainer Kasper kein Geld mehr verdient.
Er kenne zwar nicht den Vertrag, den Assauer auf Schalke hatte, will aber „aus zuverlässiger Quelle“ wissen, „dass er Geld verteilt hat. Insbesondere an Andreas Müller.“ Müller war Assauers Nachfolger auf Schalke. Und für ihn habe Assauer laut Werner Kasper sogar auf einen Teil seines eigenen Gehalts verzichtet.
Andreas Müller verwehrt sich im Gespräch mit dieser Redaktion vehement gegen diese Aussagen Kaspers und nennt sie „ehrabschneidend“. Rudi Assauer habe nie an ihn Geld verteilt, wie der Dorstener Trainer behauptet. Müller: „Ich weiß nicht, wie dieser Herr Kasper auf so etwas kommt. Es ist schlicht Blödsinn, völliger Quatsch.“
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