Audi hat auch in Deutschland mit Abgasen getrickst

24.000 Autos

Verkehrsminister Alexander Dobrindt spricht von „Auffälligkeiten“: Audi hat mit einer sogenannten Lenkwinkel-Erkennung die Prüfmechanismen hinters Licht geführt. Und zwar nicht nur in den USA. Der Abgas-Skandal im VW-Konzern nimmt neue Fahrt auf.

Berlin

01.06.2017, 21:06 Uhr / Lesedauer: 2 min
Auch in Deutschland hat Audi bei der Kontrolle von Abgas-Werten getrickst.

Auch in Deutschland hat Audi bei der Kontrolle von Abgas-Werten getrickst.

Die VW-Tochter Audi gerät im Abgas-Skandal stark unter Druck. Der Autobauer habe eine „unzulässige Abschalteinrichtung eingebaut“, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Donnerstag in Berlin. Die Software habe bewirkt, dass erkannt wurde, wenn das Auto auf einem Prüfstand war - dann wurden die Abgas-Reinigungssysteme angeschaltet. Bisher war Audi in Deutschland keine illegale Abschalteinrichtung nachgewiesen worden.

Audi teilte auf Anfrage mit: „Wir arbeiten mit den Behörden zusammen.“ Aus Konzernkreisen verlautete, die VW-Tochter habe seit einem halben Jahr alle Motoren durchgemessen und bei bestimmten Fahrsituationen erhöhte Stickoxid-Werte festgestellt. Dies habe Audi dem Kraftfahrtbundesamt umgehend mitgeteilt und bereits an einer Lösung gearbeitet.

24.000 Fahrzeuge betroffen

24.000 Fahrzeuge müssten zurückgerufen werden, sagte Dobrindt. Die betroffenen Fahrzeuge seien jeweils zur Hälfte auf dem deutschen und auf dem europäischen Markt. VW müsse zum 12. Juni Lösungsvorschläge zur Umrüstung übermitteln. Er habe bereits mit VW-Chef Matthias Müller gesprochen.

Dobrindt kündigte an, dass nun weitere Fahrzeuge des VW-Konzerns mit ähnlichen Motoren untersucht werden sollen. Welche Modelle, werde derzeit im Ministerium besprochen. Es sei vereinbart worden, dass für alles, was in den Konzernmarken auffällig wird, auch der Konzern die Verantwortung trägt.

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte im VW-Konzern war im September 2015 ans Licht gekommen. In den USA hatte VW deswegen Milliarden zahlen müssen. In Europa und Deutschland ist VW aber der Auffassung, dass Abschalteinrichtungen in seinen Dieselmotoren gar nicht illegal gewesen sind.

Deutsche kaufen weniger Diesel-Autos

In Deutschland gibt es immer noch viele Dieselfahrzeuge. Dennoch sinkt seit Monaten der Marktanteil der Selbstzünder bei Neuwagen. Im April lag der Anteil laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) noch bei 41,3 Prozent. Immer neue Berichte über mögliche Abgas-Manipulationen, Differenzen zwischen Abgaswerten auf dem Prüfstand sowie im realen Verkehr sowie eine breite Debatte um Fahrverbote für ältere Diesel-Modelle haben offensichtlich für Verunsicherung gesorgt. Viele Städte haben mit zu hohen Stickoxid-Werten durch Diesel-Abgase zu kämpfen.

Im Zentrum der Kritik am Dieselmotor steht der Ausstoß von gesundheitsschädigendem Stickoxid (NOx). Stickoxide können unter anderem den Atemwegen und dem Herz-Kreislauf-System schaden. Für Aufsehen sorgte zuletzt Ende April das Umweltbundesamt: Neue Daten zeigten, dass auch moderne Diesel-Autos den EU-Grenzwert auf der Straße um ein Vielfaches überschreiten. 

von dpa