Auch ein Deutscher unter den Opfern der Anschläge
Paris und der Terror
Chaos, Tod, Zerstörung - die verheerenden Terroranschläge haben Paris in Angst und Schrecken versetzt. Langsam klärt sich das Bild. Bei der Terrorserie sind nach neuen offiziellen Angaben mindestens 129 Menschen ums Leben gekommen. Es gebe 352 Verletzte, 99 davon akute Notfälle.Es gab erste Festnahmen und ein Auto wurde sichergestellt. Wir halten Sie hier auf dem Laufenden.
Das ist passiert:
- Bei Anschlägen an mindestens sieben verschiedenen Orten in Paris sind am Freitagabend mindestens 129 Menschen ums Leben gekommen. 103 Leichen sind bis jetzt identifiziert.
- Die Täter attackierten auch das Testspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Paris.
- Die Terrororganisation "Islamischer Staat" hat sich zu den Anschlägen bekannt.
- Frankreichs Präsident Hollande erklärte den Ausnahmezustand und eine dreitägige Staatstrauer.
- Die belgische Polizei hat bei einem Großeinsatz mehrere Menschen festgenommen.
- Auch ein Deutscher ist bei den Anschlägen ums Leben gekommen.
Eine erste Spur der Ermittlungen führte nach Belgien. Bei einem Großeinsatz nahm die Polizei mehrere mutmaßliche Terror-Helfer fest, wie ein Sprecher von Justizminister Koen Geens am Samstag nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga sagte. In Paris sei ein Mietwagen mit einer Verbindung in den Brüsseler Stadtteil entdeckt worden. Schwer bewaffnete Polizisten durchsuchten dort in Belgien mehrere Wohnungen.
Zu den Anschlägen von Paris hat sich der so genannten "Islamische Staat" bekannt. In einem Schreiben der Terrororganisation hieß es: "Eine treue Gruppe der Armee des Kalifats (...) griff die Hauptstadt der Unzucht und Laster an." Darin wird Frankreich gedroht: "Dieser Überfall ist nur der erste Tropfen Regen und eine Warnung (...)."
Ein Deutscher unter den Opfern
Die Pariser Attentäter schossen an verschiedenen Orten der Hauptstadt wild um sich und zündeten mehrere Bomben. Allein in der Konzerthalle "Bataclan" richteten sie ein Massaker mit mindestens 80 Toten an. Vier Tote gab es in der Nähe des Stadions Stade de France, wo gerade das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen Frankreich stattfand. Die Anschläge ereigneten sich nur zehn Monate nach dem Attentat auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" in Paris. Bei den Attentaten ist auch ein Deutscher getötet worden.
"Wir müssen leider bestätigen, dass unter den Todesopfern der Anschläge von Paris auch ein deutscher Staatsangehöriger ist", teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Sonntag in Berlin mit. Aus dem Außenministerium hieß es weiter, der Krisenstab und die Botschaft Paris seien in engem Kontakt mit den französischen Behörden. Die Identifizierung der Opfer sei noch nicht vollständig abgeschlossen. Es lägen auch noch keine vollständigen Angaben über die Identitäten der Verletzten vor.
Auto von Attentätern gefunden
Mindestens einem Terrorkommando scheint zunächst die Flucht gelungen zu sein. Französische Ermittler stellten am Sonntagmorgen ein weiteres Auto östlich von Paris sicher, wie der Sender Europe 1 berichtete. Der schwarze Seat soll nach Einschätzung der Ermittler von den Terroristen benutzt worden sein, die vor mehreren Cafés und Restaurants wahllos Menschen erschossen. Unklar blieb, ob der oder die Täter weiter auf der Flucht sind, oder bereits am Samstag in Belgien gefasst wurden.
Sechs Angehörige eines der Selbstmordattentäter aus dem Pariser Konzertsaal "Bataclan" haben Ermittler in Polizeigewahrsam genommen. Das berichtet der französische Fernsehsender BFMTV. Die Befragung von Angehörigen gehört in solchen Fällen zu den Ermittlungen.
Bereits am Samstag war bekanntgeworden, dass Vater und Bruder eines Selbstmordattentäters in Polizeigewahrsam kamen. Die Wohnungen der beiden Männer wurden durchsucht. Der Bruder des 29-jährigen Attentäters lebt demnach in einem Ort südlich von Paris, der Vater gut 100 Kilometer weiter östlich. Der bei dem Anschlag gestorbene Franzose war anhand eines Fingerabdrucks identifiziert worden.
Außerhalb geplant worden
Bei einem der Attentäter wurde ein syrischer Pass gefunden, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Polizeikreise. Nach offiziellen Angaben aus Athen soll er Anfang Oktober als Flüchtling aus der Türkei nach Griechenland gekommen sein. Durch welche andere Länder er weiterreiste, war nicht bekannt, wie das Ministerium für Bürgerschutz mitteilte.
Der französische Präsident Hollande sagte nach einer Sitzung seines Sicherheitskabinetts in Paris, die Tat sei "von außerhalb" geplant worden. Ermittlungen sollten nun die Beteiligung von Mittätern in Frankreich klären. "Alle Maßnahmen sind getroffen worden, um unsere Mitbürger und unser Staatsgebiet zu schützen." In der Nacht hatte Hollande bereits den Ausnahmezustand ausgerufen und die Grenzkontrollen verstärken lassen.
Drei Tage Staatstrauer
Der französische Präsident François Hollande hatte die Terrorgruppe zuvor in einer Pressekonferenz für die Anschläge verantwortlich gemacht. „Das ist ein Kriegsakt, der von Daesh (IS) verübt wurde“, sagte Hollande am Samstag in Paris.
Das Land werde nun eine dreitätige Staatstrauer halten, sagte Hollande. Die Tat sei "von außerhalb" geplant worden. Die Beteiligung von Mittätern in Frankreich sollten die Ermittlungen klären. "Alle Maßnahmen sind getroffen worden, um unsere Mitbürger und unser Staatsgebiet zu schützen." Für Montag berief Hollande den Kongress, also beide Kammern des französischen Parlaments, zu einer Sondersitzung nach Versailles ein.
Kanzlerin Angela Merkel sagte am Samstag in Berlin in Richtung der Opfer und ihrer Angehörigen: "Wir, die deutschen Freunde, wir fühlen uns Ihnen so nah." Dieser Angriff auf die Freiheit "meint uns alle". Daher müssten nun auch alle gemeinsam den Kampf gegen den Terror führen. "Wir wissen, dass unser freies Leben stärker ist als jeder Terror."
Angriff gegen "uns alle"
Merkel sagte, dieser Angriff auf die Freiheit "meint uns alle". Daher müssten nun auch alle gemeinsam den Kampf gegen den Terror führen. Bundespräsident Joachim Gauck appellierte: "Aus unserem Zorn über die Mörder müssen Entschlossenheit und Verteidigungsbereitschaft werden. Auch dabei stehen wir an der Seite der Franzosen."
Er betonte: "Aber die Terroristen werden nicht das letzte Wort haben, diese Nacht wird nicht das letzte Wort haben." SPD-Chef Sigmar Gabriel warnte davor, angesichts des Terrors Vorbehalte gegenüber muslimischen Flüchtlingen zu schüren. Ein freier Staat sei immer verwundbar und verletzlich.
Sieben der acht Angreifer sprengten sich selbst in die Luft, ein Terrorist wurde von der Pariser Polizei erschossen. Bei dem Überfall auf die Konzerthalle "Bataclan" soll einer der Männer "Allah ist groß" gerufen haben. Ein Augenzeuge berichtete, dass die Angreifer ihre Tat mit Frankreichs Militäreinsatz in Syrien begründet hätten. Das schlimmste Bild bot sich in der Konzerthalle: Laut Augenzeugen waren mehrere unmaskierte Männer in den ausverkauften Saal gestürmt. Mit Sturmgewehren schossen sie um sich, der Boden war anschließend übersät mit Leichen.
"An der Seite Frankreichs"
Zwei Explosionen vor dem Stade de France hatte Hollande auf der Ehrentribüne beim Fußballspiel Frankreich-Deutschland mit angehört, zusammen mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der an seiner Seite saß. Gleich danach ließ er sich in der Schaltzentrale des Stadions telefonisch über die Ereignisse unterrichten. Noch während des Spiels wurde der Präsident aus dem Stadion gebracht.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat sich entsetzt über die Attacken von Paris geäußert. Er sei erschüttert über die Ereignisse, twitterte das Auswärtige Amt am Freitagabend. Steinmeier wurde mit den Worten zitiert: "Wir stehen an der Seite Frankreichs!"
dpa