Auch Axel Prahl sieht neue „Tatort“-Regel kritisch

Dass die ARD die Zahl experimenteller „Tatorte“ auf zwei pro Jahr beschränken will, kommt bei manchen gar nicht gut an. Die Debatte läuft. Dominik Graf befürchtet etwa einen „Konventionalitätszwang“.

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Berlin

, 06.11.2017, 17:58 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der Schauspieler Axel Prahl meint, man müsse auch mal scheitern können. Foto: Rolf Vennenbernd

Der Schauspieler Axel Prahl meint, man müsse auch mal scheitern können. Foto: Rolf Vennenbernd

Dass die ARD den Zuschauern nur noch zwei Experimente pro Jahr beim „Tatort“ zumuten will, kommt bei manchen Machern des Sonntagskrimis gar nicht gut an. Axel Prahl (57), einer der Stars des beliebtesten Teams der Reihe, ist einer von ihnen.

Prahl sagte der „Bild am Sonntag“: „Der Münsteraner „Tatort“ basiert im Grunde genommen auch auf einem Experiment. Wir hatten zu Beginn durchaus negative Reaktionen, die gibt es auch zwischendurch immer mal wieder. Aber wer das Risiko nicht eingeht, auch mal zu scheitern, tut sich keinen Gefallen.“

Der nächste Klamauk-„Tatort“ aus Münster mit Prahl als Frank Thiel und Jan Josef Liefers als Prof. Boerne steht am 19. November im Programm des Ersten - Titel: „Gott ist auch nur ein Mensch“.

Der Regisseur Dominik Graf (65), der kürzlich in der Reihe den RAF-Krimi „Der rote Schatten“ verantwortete, befürchtet in der „Bild am Sonntag“ eine neue Langeweile: „"Tatorte" sind Polizeifilme. Polizeifilme dürfen grundsätzlich ohne Einschränkung immer alles, solange sie in irgendeiner und durchaus auch in dramaturgisch „experimenteller“ Weise eine packende Ermittlung erzählen.“

Auch ein konventioneller „Tatort“ könne toll sein, meint Graf. „Aber nur mit Konventionalitätszwang allein erreicht man keine Qualitätssicherheit. In dem Moment, wo die Zuschauer vor Unterforderung nur noch gähnen, hat man den „Tatort“ jedenfalls zerstört!“

Der ARD-Fernsehfilmkoordinator Jörg Schönenborn hat Ende Oktober der Deutschen Presse-Agentur die Experimente-Beschränkung bei der beliebten TV-Reihe bestätigt, über die zuvor „Tatort-Fundus.de“ berichtet hatte. Daraufhin ging eine Debatte bei Medien und Fans los. 

Die „Bild am Sonntag“ zitierte jetzt „Tatort“-Koordinator Gebhard Henke, welche „Tatorte“ den ARD-Oberen überhaupt als „experimentell“ gelten könnten: „Sicherlich „Babbeldasch“ und „Fürchte dich“, einige der „Tatorte“ mit Ulrich Tukur oder der neue One-Shot-„Tatort“ des Schweizer Fernsehens.“

Der Improvisations- und Laien-Krimi „Babbeldasch“ von Axel Ranisch mit Ulrike Folkerts (gesendet am 26. Februar) sowie der Frankfurter Gruselfilm „Fürchte dich“ (29. Oktober) hatten auch besonders schlechte Einschaltquoten: jeweils weniger als sieben Millionen Zuschauer. Der erwähnte Schweizer Krimi - Arbeitstitel „Alte Männer sterben nicht“ - ist ein Echtzeit-Krimi, also ein am Stück gedrehter, völlig ohne Schnitt auskommender Film von Dani Levy („Alles auf Zucker!“), der noch gesendet werden muss.

Der ARD-Programmdirektor Volker Herres sagte der „Bild am Sonntag“: „Wir wollen den Tatort nicht kreativ beschneiden und eindampfen, so viel ist klar. Aber er muss den Markenkern des Sonntagskrimis aufrechterhalten und darf sich nicht in Spielereien verirren, die kein Zuschauer mehr versteht.“

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