Arabellas Abschied von der Jugend
Oper Dortmund
„Arabella“ ist ein Abschiedswerk – von der Jugend und von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. In Dortmund eröffnete es am Sonntagabend die letzte Saison des Opernintendanten Jens-Daniel Herzog.

Matteo (Thomas Paul) ist nicht der Richtige für Arabella (Eleonore Marguerre).
Die Musik ist in dieser letzten Oper des Erfolgsduos Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal bedeutender als der Text der kleinen Geschichte vom Mädchen Arabella, das für seine von Spielsucht ruinierte Familie der einzige Trumpf ist, als gute Partie Geld in die Familienkasse zu spülen.
Starke musikalische Kontraste
Und auch in der Inszenierung, die am Sonntagabend im Dortmunder Opernhaus vom Publikum bejubelt wurde, ist die musikalische Deutung die Kaufentscheidung für eine Karte.
Glänzend disponiert ist das Sängerensemble, vortrefflich und präsent spielen die Dortmunder Philharmoniker. Generalmusikdirektor Gabriel Feltz setzt auf starke Kontraste und stellt die sanfte Mädchenwelt von Arabella der ihrer desolaten Familie und der Brautwerber deutlich gegenüber.
Musikalisch vortrefflich
Eleonore Marguerre ist eine wunderbar mädchenhafte, vor allem wahrhaftige Arabella. Wenn sie „Aber der Richtige, wenn’s einen gibt“ singt, dann glaubt man ihr, dass es ihr auf echte Liebe und nicht auf das Geld ankommt.
Dieser Richtige ist der stimmgewaltige Sangmin Lee als Mandryka, von Kostümbildnerin Sibylle Gädeke als ein Dschingis-Khan-Verschnitt ausstaffiert. – Ein Bauerntöpel auf dem Faschingsball.
Neuer Heldentenor
Arabellas Rosenkavalier ist jedoch Matteo, den Dortmunds neuer Heldentenor Thomas Paul mit Herkulesstimme um das Mädchen buhlen lässt. Und ein Ereignis ist Ashley Thouret als Arabellas Schwester Zdenka, die die Familie als Jungen ausgibt, weil sie sich nicht zwei Bräute leisten kann. Anrührend zart und lyrisch singt die junge Kanadierin, und ihre Stimme passt wunderbar zu der von Eleonore Marguerre.
In der Dortmunder Oper war es in der Ära Herzog fast genauso wie beim BVB: Wenn ein Star das Haus verlassen hat, um auf einer noch größeren Bühne zu spielen, kam sofort ein toller Ersatz. Bei Thouret, die auf Anke Briegel folgte, was das so. Und auch bei Thomas Paul, der Lucian Krasznec ersetzt. Es macht einfach Spaß, diesem Ensemble zuzuhören.
Zurückhaltende Regie
Darauf konnte sich das Publikum im ersten Akt auch ganz konzentrieren, denn Herzog hielt sich mit Regie zurück. Fast konzertant war die Inszenierung auf dem Flur eines Hotels, den Mathis Neidhardt mit Stühlen wie in einem Wartezimmer zugestellt hat.
Pfiffige Idee: Durch einen Gaze-Vorhang schaut man auf den Spieltisch, an dem Arabellas Vater, Graf Waldner (Morgan Moody), die Familienkasse verzockt.
Kostüm-Gags auf dem Faschingsball
Ein paar Gags streut Herzog im zweiten Akt auf dem Flur vor dem Ballsaal ein; das ist der Operettenteil der Oper. Sybille Gädeke durfte dafür ausgiebig im Kostümfundus wildern. Und greift auch beim Kostüm der Gräfin Waldner (Almerija Delic), die wie eine Frauentausch-Kandidatin aussieht, tief in die Klischeekiste. Goldig: die in hohen Koloraturen zwitschernde Fiakermilli (Jeanette Wernecke).
Schlicht und schön, mit soviel Aktionismus, der nötig ist, inszeniert Herzog den dritten Akt auf der Treppe im Hotelflur. Da stellt sich dann auch die Atmosphäre ein, die eine Oper von Strauss braucht. Nur: Warum müssen in Jens-Daniel Herzogs Inszenierungen immer so viele Figuren rauchen, auch Arabella?
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