Amerikas moderne Männer
Fotoschau von Maximilian Motel
Sie sind tätowiert und bübchen-bav, verlebt und frisch, schüchtern und exaltiert: die „modernen Männer“, die Maximilian Motel in den USA fotografiert hat. Zu sehen sind sie bei der Friedrich-Hundt-Gesellschaft im Stadtmuseum.

Fotograf Maximilian Motel stammt aus Münster und machte am Pascal-Gymnasium Abitur.
Motel verbrachte je drei Monate in New York und Los Angeles und fragte auf der Straße oder im Café interessant aussehende Männer, ob er sie fotografieren dürfte. Warum keine Frauen? Weil er seine eigene Schere im Kopf fürchtete: „Bei Frauen habe ich immer den Wunsch, sie ,schön‘ zu inszenieren, auf vorteilhaftes Licht zu achten. Das wollte ich bei diesen Porträts aber nicht.“ Er wollte die ganze Bandbreite moderner Männlichkeit zeigen: die Vielfalt der modischen Möglichkeiten vom russischen Revolutionsbart bis zum Ganz-Gesichts-Tattoo, aber auch die amerikanische „Freiheit“, nach ganz oben zu steigen oder nach ganz unten zu sinken. Seine Porträts sind immer ein Duo aus Oberkörperaufnahme und Zoom auf das Gesicht.
Geschönt sind diese digitalen Schwarzweiß-Bilder nicht, aber auch hässlich sind sie keineswegs. Das Licht ist durchaus vorteilhaft gewählt, und ihre Falten und sonstigen Lebensspuren gereichen den Männern nicht zum Nachteil. Ihre Exzentrik wird nicht grotesk ausgestellt, sondern liebenswert eingefangen. Die riesige Brille eines jungen Studenten möchte man nicht tragen, aber sein Lächeln ist gewinnend. Ein dunkeläugiger Latino sieht müde und zerzaust aus – aber auch „ein bisschen wie Johnny Depp“, findet Maximilian Motel. Zwischen Starruhm und grauem Alltag liegt manchmal vielleicht nur ein Augenblick des Zufalls.
100 Männer sprach der Münsteraner an: „Einer war der Türsteher der Hells Angels und drohte mir den Kiefer zu brechen, einer sagte Nein.“ 98 sagten Ja. Der Versuchung, für ein paar Minuten Model zu sein, können auch harte Kerle nicht widerstehen. Aber nicht alle wollten ihre Fotos hinterher auch ansehen. Das sollten nun mit Vergnügen die Museumsbesucher übernehmen.