Als ob es tausend Stäbe gäbe: Löbbert-Brüder gestalten Kunsthalle

Ausstellung

Die Aufzugtüren gehen auf und ein Wald aus Stäben steht vor dem Besucher. Die ersten Schritte in die Kunsthalle sind unsicher. Anstoßen wäre fatal, einer der meterlangen Stäbe könnte umfallen. Sie stehen auch noch so schräg: Diese Schräge irritiert Blick und Gang zusätzlich. Doch durch diesen schrägen Stäbewald zu wandeln, ist ein faszinierendes Erlebnis.

MÜNSTER

, 06.06.2014, 21:51 Uhr / Lesedauer: 2 min

Doch die beiden Brüder, Professoren an der Kunstakademie Münster, haben tatsächlich „nur“ die 67 Stangen in den Raum gestellt. Erweitert wird der Raum allenfalls akustisch. Aus einem Nebenzimmer wabert Großstadt-Sound in die Halle. Er stammt von 22 Videoprojektionen. Die kleinen Filme haben die Brüder „im Vorbeigehen“ gedreht, wie sie erzählen. Bewegungsstudien nennen sie das. Fast alle Filme zeigen das gleiche Spielplatzgerät: Eine etwas schräg (!) stehende, sich drehende Scheibe, auf der Kinder ihre Balance testen können. Und weil sie in Gievenbeck steht, haben die Brüder sie scherzhaft „die Gievenbeckerin“ genannt. Doch die Löbberts schmuggeln auch immer mal wieder andere Bilder mit hinein: Man sieht den Ludgerikreisel von oben, eine wunderbare, poetische Ergänzung zur Spielplatzscheibe. Man sieht Bilder von Baustellen, einen Plastikeimer, der im Wind schwingt, einen Mann, der einen Platz fegt. Man sollte sich eine Weile Zeit nehmen für den Raum. Das ewige, langsame Drehen, das Quietschen und Knarren der Scheibe hat etwas Meditatives. Hier wie auch im großen Stäbewald erfährt man sehr anschaulich den Dreiklang, um den es den Brüdern bei ihren Arbeiten immer wieder geht: Mensch, Raum, Bewegung. Eine ausgereifte, sinnliche Arbeit, die den Spaß am Erleben fördert.

Seit 1985 arbeiten die beiden Brüder künstlerisch zusammen. Sie streiten selten, sagen sie, dabei gehen sie nie Kompromisse ein. „Wir sind kompromisslos“, sagt Dirk Löbbert. Es werde so lange gearbeitet, bis beide sagen: Das ist es. „Wir sind seit unserer Kindheit im ewigen Dialog“, ergänzt Maik Löbbert. „Damals bauten wir unsere ersten Objekte: Mondraketen aus Dash-Trommeln.“ Künstlerisch entfernt voneinander haben sie sich in all den Jahren auch nicht: „Es ist schon ein Wunder, dass das geht. Wir steigern uns sogar immer noch, wenn wir etwas zusammen machen.“ Sabine Müller  

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