
© Annika Feuss
Alicja Jelen und Clemens Müller aus Dortmund gestalten große Ausstellung in Essen
Ausstellung 2022
Die Impressionisten-Schau in Essen ist wohl eine der wichtigsten Ausstellungen des Jahres. Auch zwei Dortmunder haben daran mitgewirkt - und brachten dabei Handwerker an ihre Grenzen.
Die vielleicht wichtigste Ausstellung des Jahres, die Schau „Renoir, Monet, Gauguin – Bilder einer fließenden Welt“ im Essener Museum Folkwang, wäre ohne einen Beitrag aus Westfalen nicht ganz so schön. Die stimmungsvolle Gestaltung mit gelben und zart violetten Wänden haben nämlich zwei Dortmunder erdacht: Alicja Jelen (36) und Clemens Müller (35) vom Design-Studio „Please don´t touch“ an der Dortmunder Kreuzstraße.
„Eine besondere Ehre“
Genau wissen es die beiden zwar nicht. Aber ihr Büro war wohl das einzige aus dem Ruhrgebiet, das zur beschränkten Ausschreibung für die Gestaltung eingeladen wurde. „Schon das war eine besondere Ehre“, sagt Clemens Müller. Das Duo, das auch privat ein Paar ist, überzeugte das Folkwang-Team mit einer zündenden Idee. Die Gemälde der Sammlung von Kojiro Matsukata, die als Leihgaben aus Japan gekommen sind, hängen nun vor gelben Wänden. Die Werke aus dem Besitz des Folkwang-Museums sind an den violetten Hintergründen zu erkennen. Kleinere Wände und der zentrale Raum mit einem knallroten modernen Kunstwerk blieben weiß.
Müller: „Uns war die Symbolik des Aufeinandertreffens wichtig.“ Tatsächlich gibt es Wände, auf denen die Farben raffiniert ineinander verlaufen und Bilder in einen Dialog treten – wie etwa Paul Gauguins „Kleine Bretoninnen vor dem Meer“ von 1889 aus Tokio und Vincent van Goghs „Porträt des Armand Roulin“ von 1888 aus Essen.

Bilder treten in der Impressionisten-Schau in Dialog – wie etwa Paul Gauguins „Kleine Bretoninnen vor dem Meer“ von 1889 aus Tokio und Vincent van Goghs „Porträt des Armand Roulin“ von 1888 aus Essen. © Sebastian Drüen/Museum Folkwang
Dieses schöne Konzept entpuppte sich bei der Verwirklichung allerdings als Problem: Kein Handwerker traute es sich zu, auf so großen Wänden nass in nass zu arbeiten. Die beiden Szenografen (Ausstellungsgestalter) fragten also die Künstlerin Lea Carla Diestelhorst, die ihr Atelier früher in Dortmund hatte. Ihr glückte zuerst eine kleine Probefläche, dann eine Testwand. Schließlich schaffte es Diestelhorst mit einem Hubsteiger, auf den riesigen Wänden die Pastellfarben ineinander verlaufen zu lassen.
„Wir hatten uns vorher sehr stark mit impressionistischer Malerei befasst“, erzählt Alicja Jelen. Ihnen sei schnell klar geworden: Die Künstler mieden damals Schwarz, also gehörte es auch in die Schau nicht hinein. So sind die Podeste dunkelgrau. Auch die Schrift ist zwar dunkel und gut lesbar, aber keineswegs schwarz.
Beide Gestalter haben an der FH Dortmund Szenografie studiert. Während Alicja Jelen dort ihr Diplom machte, schloss Müller das Fach „Exhibition Design“ in Düsseldorf mit dem Magister ab. An beiden Hochschulen hat das Duo inzwischen Lehraufträge.
Kein Wunder also, dass beide in Essen auch auf Sichtachsen – Renoirs „Lise mit dem Sonnenschirm“ ist von weitem zu sehen –, auf viel Platz und einen logischen Rundgang geachtet haben. „Das Museum hatte eine perfekte Zeitplanung“, erzählt Jelen und lobt die Teamarbeit.
Aufgabe im Dortmunder U
Doch während in Essen jetzt erst die Besucher strömen, arbeitet das Team längst an anderen Aufgaben – zum Beispiel an der Schau „Subversives Design“ im NRW-Forum Düsseldorf, die am Freitag öffnet. Auch die nächste Ausstellung des Hartware Medienkunstvereins im Dortmunder U gestalten sie. Aber warum haben sie ihr Büro eigentlich „Please don´t touch“ (bitte nicht anfassen) getauft? „Sie können in jedes Museums der Welt gehen“, schmunzeln die beiden. „Überall steht unser Name.“
Kultur ist eine Reise ins Abenteuer, und ich verstehe mich als Ihr Reiseführer. Welche Ausstellung in der Region ist super? Vor welchem Theaterstück muss ich warnen? Da nützt ein Magisterabschluss in Germanistik und Kunstgeschichte von der Ruhr-Uni Bochum nur bedingt. Mir hilft mehr, dass ich seit 1990 Journalistin und ein 1963 in Essen geborener Ruhrgebiets-Fan bin. Mein Ziel: Dass Sie mit unseren Tipps ihre Freizeit gut gestalten.
